Auch drei Jahre nach ihrer Empfehlung zum SPIEL DES JAHRES 2022 für den Fall DIE TÄNNZERIN bleibt die ECHOES-Reihe ein Publikumsliebling. Das freut mich, denn so erscheinen regelmäßig neue Fälle. Im aktuellen Herbstprogramm bringt RAVENSBURGER gleich zwei Episoden heraus, die sich an bekannte Marken anlehnen – offenbar (so meine Interpretation), um ein neues Publikum anzusprechen. Nicht immer hat dieses Konzept spielerisch überzeugt: Der Fall rund um den True-Crime-Podcast MORD AUF EX gehörte für mich zu den schwächeren Teilen. Umso gespannter war ich, wie die neuen Themen umgesetzt wurden.
Bevor es ans Eingemachte geht, ein kurzer Überblick: ECHOES ist ein Audio-Mystery-Spiel. Gemeinsam mit meinen Mitspielenden scanne ich Karten per Smartphone. Danach erklingen kurze Audioschnipsel. Diese müssen den passenden Szenen zugeordnet und in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Ist alles korrekt, offenbart sich die komplette Geschichte. Kommt man nicht weiter, hilft die begleitende App mit Hinweisen.
Neben der Mechanik und der gut funktionierenden App überzeugt die Reihe vor allem durch ihre hochwertige Audioproduktion. Professionelle Sprecher*innen, stimmige Geräuschkulissen und Musik schaffen Atmosphäre – und liefern mitunter subtile Hinweise, die beim Sortieren helfen.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber der TATORT am Sonntag war bei uns früher ein wichtiger Teil der Fernsehprogrammplanung. Seit meinem Auszug vor rund zwanzig Jahren hat sich das allerdings geändert – heute stehen andere Filme und vor allem Brettspiele höher auf der Liste. Trotzdem wusste ich, dass es einen Tatort zu meinem aktuellen Wohnort LUDWIGSHAFEN gibt. Immerhin ermittelt LENA ODENTHAL dort bereits seit 1989, seit 2014 unterstützt von JOHANNA STERN.
Beide Kommissarinnen – beziehungsweise ihre Schauspielerinnen – sind auch im ECHOES-Fall DER GEISTERSEHER zu hören, in dem ein Mord in einem pfälzischen Dorf aufgeklärt werden muss. Pfälzischer Dialekt und Lokalkolorit prägen diesen Fall – sprachlich wie atmosphärisch. Als mittlerweile fast Eingesessener war das für mich gut verständlich, doch auch Nicht-Pfälzer*innen dürften problemlos folgen können.
Die akustischen Hinweise, Geräusche und Dialoge fügen sich stimmig zusammen. Gemeinsam mit meiner Frau kam ich schnell auf die richtige Spur – und hatte dabei viel Spaß. Insgesamt einer der stärkeren Fälle der Reihe und definitiv lohnenswert, auch für Nicht-Tatort-Fans.
Von der Autorin STELLA TACK hatte ich bislang noch nichts gehört. Vielleicht auch wenig verwunderlich, denn als sie anfing, sehr erfolgreich Bücher für Young Adults zu schreiben, war ich der entsprechenden Altersgruppe bereits längst entwachsen. Ich werde wohl alt.
Für den aktuellen Fall lernte ich aber, dass EVER & AFTER eine Märchen-Fantasy-Trilogie ist, die – wie die ECHOES-Reihe – bei RAVENSBURGER erscheint und in diesem Jahr mit dem dritten Band abgeschlossen wurde. Im Mittelpunkt steht eine Teenager-Liebesgeschichte, angelehnt an Schneewittchen.
Dieses Motiv prägt auch das Spiel. Wie gewohnt überzeugt die Produktion durch saubere Vertonung, passendes Sounddesign und klare Textarbeit. Positiv fiel mir auf, dass der Verlag anscheinend gelernt hat: Eine zu starke Einbindung von Originalstimmen ist kontraproduktiv. STELLA TACK tritt erst am Ende kurz im Outro auf.
Ich muss allerdings gestehen, dass mir das Thema insgesamt zu kitschig war. Wohlwissend, dass ich nicht zur Zielgruppe gehöre, habe ich versucht, das auszublenden. Schwieriger war es hingegen, den für mich vergleichsweise hohen Schwierigkeitsgrad zu ignorieren. Viele Audioschnipsel passten zu mehreren Szenen, Nebengeräusche oder Zeichnungen halfen kaum weiter. Wir mussten häufiger raten als gewohnt und kamen mit Deduktion nicht weiter – was auf Dauer etwas frustrierte. Vielleicht relativiert sich das, wenn man die Bücher kennt. Doch diesen Weg möchte ich, offen geschrieben, nicht gehen.
So bleibt mein Fazit verhalten: Eher etwas für Fans der Romanreihe als für Sammler*innen der ECHOES-Serie.
Für diese Rezensionen standen mir preisreduzierte Rezensionsexemplare zur Verfügung, die ich über den PEGASUS Presseshop gekauft habe.