Über das Spiel
- Erschienen bei KOSMOS
- Autoren: Johannes Goupy, Corentin Lebrat
- BGG-Wertung: 7,6 | Weight: 1,86 | Spieler*innenanzahl: 2-6
Vorwort
In der Regel bespreche ich auf diesem Blog eher Titel aus dem Kenner- oder Expert*innenspielbereich. Dies hat mehrere Gründe, obwohl ich durchaus bemüht bin, schon alleine aus Gründen des notwendigen Hintergrundwissens für meine Arbeit als Kritiker, den Großteil des jeweiligen Jahrgangs zu spielen:
Erstens glaube ich, dass ich über Instagram primär eine Leser*innenschaft generiert habe, die eher an solchen Titeln interessiert ist und die sich auch leichter selbst einen guten Überblick über Familienspiele verschaffen kann. Zweitens machen insbesondere die Mitglieder der Spiel des Jahres-Jury, aber auch Kolleg*innen aus dem Beeple-Netzwerk und anderswo in ihren Blogs und Podcasts schon einen hervorragenden Job. Die vermeidliche Lücke ist also gar nicht so groß.
Ab und an passiert es dann aber doch und mir läuft ein „einfacherer“ Titel über den Weg, der mich zum Schreiben animiert, weil er irgendwie besonders ist. FARAWAY ist solch ein Titel.
Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen
Das Grundprinzip von FARAWAY ist denkbar einfach und passt auch in der gut geschriebenen Anleitung auf eine Seite: Jede Runde legen alle gleichzeitig eine Landschaftskarte mit den Werten von 1 bis 68 von links nach rechts in der eigenen Ablage aus. Diese Kartenstraße ist der Weg einer Erkundungsreise, den wir über den Kontinent Alula machen. Anschließend nehme ich mir eine neue Karte aus der Auslage und bekomme eventuell noch Bonuskarten („Heiligtümer“), wenn meine ausgelegte Karte eine höhere Zahl hat als die vorherige. Nach acht Runden ist das Spiel zu Ende und die Karten werden rückwärts, also von rechts nach links, gewertet. Dies funktioniert so, dass auf allen Karten bestimmte Punkte und Bedingungen abgebildet sind. Um die Punkte zu bekommen, muss ich zum Beispiel auf den Karten, die weiter rechts liegen und auf meinen Heiligtümern bestimmte Symbole sammeln. Habe ich diese nicht, dann gibt es eben keine Punkte.
Die Beschreibung von FARAWAY klingt wirklich einfach und rein mechanisch ist es das Spiel auch. Aber, oh weh, von der Entscheidungstiefe ist es doch sooo schwer. Was habe ich mir schon den Kopf zerbrochen, welche Taktik wohl die dominante sein könnte. Doch das Spiel ist – in allen Spieler*innenanzahlen – sehr situativ. Viele Wege führen nach Rom und auch durch Alula. Besser steuerbar wird es mit der Expert*innenvariante, die mich am Anfang zumindest ein wenig meine Handkarten aussuchen lässt. Ich kann also etwas mehr vorplanen, in welche Richtung die Reise gehen soll und dann heißt es möglichst viel Glück bei der Kartenauslage und beim Ziehen der Heiligtümer zu haben. Bis ungefähr 200 Punkte sind dann erreichbar.
Diese Verbindung aus einfachem Spielprinzip und überraschend tiefen Spielgefühl ist es, was mich an FARAWAY so überzeugt hat. Eine Runde braucht es dabei schon, bis es verstanden wurde, aber das ist gar nicht schlimm, denn FARAWAY kann trotz der schwierigen Entscheidungen in rund 15 Minuten gespielt werden. Und dann zündet es, oder eben auch nicht. Wenn es aber zündet, dann habe ich einen weiteren Absacker in der Hinterhand, der Wenig- wie Vielspieler*innen gleichermaßen gefällt. Und hübsch ist das von Maxime Morin illustrierte Spiel obendrein. Falls ihr es noch nicht zu Hause haben solltet, so könnt ihr es auch bei BoardGameArena testen.
Transparenzhinweis
Für diese Rezension stand mir ein kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung, welches mir ohne Auflagen vom Verlag übermittelt worden ist.
2 Kommentare
[…] habe ich erst letztes Wochenende geschrieben, dass ich mich eigentlich auf Spiele aus dem Kenner- und Expert*innenspiel-Bereich […]
[…] ist also Pflicht und das, was zuerst vollkommen simpel klingt, ist am Ende dann doch ein riesiger gordischer Knoten, der sich aber in 15 Minuten zerschlagen […]