Über das Spiel
- Erschienen bei Delicious Games
- Autor: Vladimír Suchý
- BGG-Wertung: 7,6 | Weight: 3,80 | Spieler*innenanzahl: 1-4
Einleitung
Neues Jahr, neuer Suchy. Seit meiner Erstpartie von UNDERWATER CITIES gehört der tschechische Autor zu meinen Lieblingsautor*innen, da seine Spieldesigns oft durch innovative Einfälle bestechen. Zugegebenermaßen polarisieren sie deshalb auch etwas, wie ich in meiner Rezension zu EVACUATION bereits bemerkt hatte. In diesem Jahr geht es vom Weltraum und der Zukunft ganz weit zurück in irdische Gefilde, nämlich nach Resafa im heutigen Syrien.
Syrien, Anno Domini 300
Der Ort Resafa war vor rund 1.700 Jahren ein befestigter Außenposten an der Handelsstraße Strata Diocletiana. Zu dieser Zeit, nämlich im dritten Jahrhundert nach Christi, übernehme ich im gleichnamigen Spiel die Rolle eines*einer Händlers*Händler*in, der*die versucht zu etwas Reichtum zu kommen. Zugegeben, thematischer wird es in RESAFA jetzt auch nicht mehr, denn das Spiel versucht weder über seinen thematischen ausladenden Überbau noch durch besonders hübsche Grafiken zu überzeugen. Irgendwie wirkt das Spiel trotz der vielen Farbakzente auf den Karten, die Michal Peichl eingebaut hat, doch etwas sandig. Glücklicherweise ist es aber mechanisch keineswegs trocken.
Bin ich am Zug, dann darf ich eine meiner drei Handkarten ausspielen. Auf jeder Karte sind zwei verschiedene Aktionen abgebildet sowie jeweils eine Farbe am Rand. Je nachdem, mit welcher Seite ich die Karten nach oben hinlege, steht mir eine andere Aktion und eine andere Farbe zur Verfügung (so wie bei REVIVE). Die Farbe kann ich dazu verwenden entweder auf der dazugehörigen Leiste nach vorne zu schreiten oder mir eine passende Bonuskarte zu nehmen. Die Bonuskarten geben meistens Soforteffekte oder beziehen sich auf die „Hauptaktionen“. Über die Leisten kann ich ebenfalls Karten mit Soforteffekten, dauerhaften Effekten, verbesserte Handkarten, oder Endsiegpunkte bekommen. Da ich jedoch immer drei Schritte benötige, um über die Leisten Karten zu bekommen, sind deren Effekte stärker als bei den einfach zu erreichenden Bonuskarten.
Bei den Aktionen stehen mir mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Resafa verfügte zur damaligen Zeit über keine eigenen Wasservorkommen und so ist der Bau von Kanälen ein wichtiges Element. Führe ich diese Aktion durch, dann muss ich Ressourcen bezahlen, um ein Kanalplättchen auf ein Raster zu legen, durch das später Wasser fließen kann. Das Spiel belohnt mich für die Aktion direkt mit Siegpunkten. Jede zweite Runde gibt es zudem eine Regenphase, in der die gelegten Kanalplättchen noch einmal Siegpunkte ausschütten. Die Kanäle sind aber nur einer von vielen Wegen, um an ausreichend viele Siegpunkte für einen Gewinn zu kommen.
Groß herauskommen kann ich auch als Händler*in. Hierzu spiele ich die passende Aktion und lade dann in Resafa immer genau eine Warenart auf mein Kamel, um diese dann an anderer Stelle zu verkaufen und möglicherweise Handelsposten zu errichten. Ich kann stattdessen aber auch einfach so zu einem Ort reiten und dort Waren einkaufen. Diese können dann in einem späteren Zug an anderer Stelle wieder verkauft werden. Angebot und Nachfrage modifizieren hierbei die verfügbaren Bonusplättchen. Ein niedliches Detail hat sich der Autor hierbei ausgedacht: Zwischen den Kamelhöckern können die Waren beim Transport eingesteckt werden. Dies ist auch spielerisch wichtig, denn um auf gekaufte Waren zugreifen zu können, muss ich meine Karawane erst wieder nach Resafa bewegen.
Auch an die Landschaftsplaner*innen unter uns wurde gedacht, denn in zwei weiteren Aktionen werden Werkstätten und Gärten errichtet. Die Gärten müssen dabei immer zwischen Werkstätten entstehen und geben mir im Anschluss Ressourcen. Die Werkstätten brauche ich, um dort per Aktion produzieren oder umwandeln zu können.
Für Gärten, Werkstätten und Kanäle kann ich außerdem noch Endsiegpunkte bekommen, wenn ich diese über genügend Handelsposten freigeschaltet habe – ihr seht schon, dieses Spiel ist stark verzahnt.
Wie es gefällt
Und auch das ist es, was mir persönlich so gut an RESAFA gefällt: Über mehrere Partien zeigt sich das wahre Ausmaß des guten Designs. Denn egal auf welche der Aktionen ich mich fokussiere, ich kann mit unterschiedlichen Mixturen genügend Punkte machen, um an Ende zu gewinnen. Das Spiel variabel zu halten und unterschiedliche Dinge zu machen, dazu zwingt mich dabei ohnehin schon der Aktionsauswahlmechanismus. Denn meine sechs Aktionskarten verändern sich im Laufe der Partie höchstens über die verbesserten Bonuskarten. Ansonsten habe ich aber keine Möglichkeit, dem engen Korsett der vorgegebenen abgebildeten Aktionen zu entfliehen und habe ich erstmal eine Karte ausgespielt, dann steht sie mir längere Zeit nicht mehr zur Verfügung. Auf der anderen Seite bietet sich aber dennoch für mich jede Runde eine Entscheidungsvielfalt: Welche meiner Aktionskarten wird eingesetzt und welche Farbe darf es denn sein? Passen gewünschte Aktion und gewünschte Farbe zueinander und bewege ich mich lieber auf dem Track, oder nehme doch lieber direkt eine Bonuskarte? Was ist, wenn mir eine Mitspieler*in die gewünschte Bonuskarten wegschnappt?
Letzteres ist auch eines der wenigen interaktiven Elemente im Spiel. Insgesamt ist RESAFA nämlich eher eine große Sandbox (haha!), die eher durch die genannten Möglichkeiten, als durch Wettbewerb besticht.
Mir macht es trotzdem viel Spaß und ich freue mich, dass Suchy auch hier wieder einen tollen Titel abgeliefert hat. Wäre das Spiel jetzt noch grafisch ein wenig aufwändiger gestaltet, dann könnte es sicherlich auch noch mehr Personen für dich begeistern. Das in meinen Augen an allen Stellen ein μ stärkere EVACUATION war im letzten Jahr, obwohl vom gleichen Illustrator designt, schon ein Schritt in die richtige Richtung.
Transparenzhinweis
Für diese Rezension stand mir ein preisreduziertes Rezensionsexemplar zur Verfügung, welches mir ohne Auflagen vom Verlag übermittelt worden ist.
1 Kommentar(e)
[…] Gegensatz zu RESAFA (siehe meine Rezension) finde ich überdies die Symbole und Grafiken von Michal Peichl in diesem Spiel sehr gelungen. Die […]