Über das Spiel
- Erschienen bei Grimspire
- Autoren: Jakub Caban, Bartosz Idzikowski
- BGG-Wertung: 7,00 | Weight: 1,63 | Spieler*innenanzahl: 1-4 (Best: 1-2)
Vorwort
Dass sich Escape-Spiele mit Brettspielthemen gut verbinden lassen, sollte spätestens nach dem ausgezeichneten Unlock! – Game Adventures klar sein. Andererseits handelte es sich da auch um Unlock! – ohnehin meiner Meinung nach eine der besten Escape-Reihen auf dem Markt. Mit SideQuest ist Anfang dieses Jahres eine neue Reihe von Board & Dice auf den Markt gekommen, die in eine ähnliche Kerbe schlägt und die von Grimspire für den deutschen Markt lokalisiert worden ist. Ob Spielsystem und Lokalisierung etwas taugen, das habe ich gemeinsam mit meiner Frau für euch getestet. Uns lagen dabei die beiden Fälle Nemesis und 7te See vor.
Rätseln ohne Anleitung – das Spielsystem
Gleich nach dem Öffnen der Packung begrüßt uns der Hinweis, dass wir bitte noch nichts lesen mögen. Eine Anleitung fehlt auch, denn das Spiel führt direkt thematisch über ein Kartensystem ein, bei dem genau vorgegeben wird, wie welches Material geöffnet werden muss. Ganz am Anfang steht dabei ein Beispiel für das Rätsel-System, welches wir genau in dieser Form noch nicht aus anderen Spielen kannten. Zunächst müssen ganz und gar nicht seltsame dicke Teile aus einem Stanzbogen gedrückt werden. Diese lassen sich dann auf ein Raster auflegen. Die Teile haben aufgedruckte Markierungen und sind unterschiedlich lang. Insgesamt stehen 9 Stück zur Verfügung. Für jede Lösung werden vier Stück benötigt, die es herauszubekommen gilt. Das erste Teil wird dann an das passende Rätsel angelegt und alle weiteren an die vorherigen Teile, bis unten eine Kartenzahl steht, die es zu ziehen gilt. Um zu erkennen, ob die Lösung richtig ist, müssen jedoch nicht erst die Karten aufgedeckt werden. Stattdessen lässt es sich an den Symbolen erkennen, die neben den Teilen zu erkennen sind. Sind alle Symbole auf der linken und der rechten Seite gleich, dann stimmt auch die Lösung. Auf diese Art kann ich auch leicht erkennen, ob ich auf dem richtigen Lösungsweg bin. Schaffe ich es trotzdem nicht, dann gibt es ein Heft mit nummerierten Hilfen bis hin zur Auflösung. Diese erklären jedoch nicht immer, wie das Rätsel zu lösen ist.
Die Rätsel sind in beiden Fällen eine Mischung aus Logik-Rätseln, Dingen, die man auf Karten oder anderswo erkennen muss und Entschlüsselungen und innerhalb der Fälle sehr abwechslungsreich. Das gesamte mitgelieferte Material (darunter auch weitere Stanzteile) wird sinnvoll in das Spiel mit einbezogen und nichts wird zerstört, sodass sich die Spiele auch weitergeben lassen.
Thematische Zugänge
Sowohl die Rätsel als auch die Spielinhalte sind dabei vollständig in die Welt der jeweiligen Spieleuniversen verpackt. Ganz besonders loben möchte ich an der Stelle die Leistung der Übersetzung. Die Übersetzerin Laura Renau hat hier ganze Arbeit geleistet und meiner Einschätzung nach die Atmosphäre der Spiele sowie deren Begrifflichkeiten hervorragend eingefangen. Mit Sicherheit kann ich es allerdings nur für Nemesis behaupten, denn das Rollenspiel 7te See kenne ich nur von der Recherche für diese Rezension.
In dem semi-kooperativen Titel Nemesis geht es um das Überleben auf einem Raumschiff, in das Aliens eingedrungen sind. Als Spieler*innen müssen wir dem Schiff entkommen, ohne zwischendrin von Aliens gefressen zu werden. Wenn es nötig ist, dann wird dabei auch mit ungleichen Waffen gekämpft. Wer sich hier an die Alien-Filme erinnert fühlt, der liegt nicht ganz falsch.
Für SideQuest: Nemesis entfällt das „semi-“ in semi-kooperativ, die Stimmung an Bord ist aber nicht minder drückend. Ohne zu spoilern, lässt sich wahrscheinlich nur festhalten, dass die Grundstory schon recht nah an das Brettspiel heranreicht und alles sehr ansprechend eingebunden wurde. Dabei sind alle Rätsel sehr linear. Materialschlachten, bei denen ich nicht weiß, was jetzt wo zugehört, habe ich hier nicht.
Thematisch ganz anders ist SideQuest: 7te See ausgerichtet. Das Rollenspielsystem, welches nicht mehr in Deutschland vertrieben wird, verbindet klassische Mantel-und-Degen-Film-Elemente mit einem Piratensetting. Die Charaktere sind stark überzeichnet und erinnern fast ein wenig an Piraten der Karibik, wie bei Wikipedia zu lesen war. Ob das stimmt, kann ich leider nicht überprüfen. Bei einem Durchzappen dieser Videos habe ich aber den gleichen Eindruck gewonnen.
Innerhalb der Spielwelt des Escape-Spiels fühlte ich mich zudem manchmal an das bekannte Point-and-Click-Adventure Monkey Island erinnert. Habe ich Spaß an dieser Art des Humors, dann finde ich mich auf den Karten des Spiels schnell wieder. Bleibt nur noch die Rätselhürde, denn insgesamt ist das Spiel ein wenig schwerer als noch der Nemesis-Teil. Dies ist allerdings auch auf der Packung nachgehalten. Die Geradlinigkeit ist aber auch hier gegeben und ich würde die Spiele beide eher maximal in Richtung „Exit – Fortgeschritten“ oder mittelschwere Unlock!-Fälle einordnen, denn richtig schwer sind sie unterm Strich nicht.
Einen einzigen Wermutstropfen gibt es am Ende dann aber doch zu verzeichnen: So gut die Übersetzungen auch gelungen sind, in beiden Rätseln gab es trotzdem jeweils einen kleinen Fehler, der aber die Lösung jeweils eines Rätsels tangierte.
Transparenzhinweis
Für diese Rezension standen kostenfreie Rezensionsexemplare zur Verfügung, welche mir vom Verlag übermittelt worden sind.