Der Zahn der Zeit

Es stimmt, Geschmäcker ändern sich im Laufe der Zeit und das war auch bei mir der Fall. Wie oft habe ich schon gehört, dass Leute (wieder) ins Hobby eingestiegen sind und dann erstmal dem Kult des Neuen verfallen sind. In dieser Anfangsphase sind die meisten Spieler*innen in einem enthusiastischen Strom, in dem sie ständig Neues entdecken. Auch mir ging es am Anfang so. Auch noch, als ich anfing bei Boardgamegeek Spiele zu bewerten. Einige dieser Wertungen habe ich deshalb angepasst, nachdem ich noch viel mehr Spiele kennengelernt hatte. Denn was anfangs vielleicht noch glänzte, war mit etwas Abstand dann doch vielleicht nicht mehr als Katzengold. 

Bei meiner Arbeit als Kritiker kommt es allerdings nicht mehr vor, dass Bewertungen noch einmal anpasse. Ich will es nicht beschreien, aber bevor ich eine Kritik schreibe, dann habe ich mich intensiv mit dem jeweiligen Spiel auseinandergesetzt. Ich kenne ähnliche Spiele, habe die mechanischen und thematischen Tücken herausgearbeitet und kann dann eine hoffentlich gut nachvollziehbare Bewertung abgeben. Das Bewertungsschema von BGG verwende ich dabei weiterhin. Die 10-Punkte-Skala ist zwar bei weitem nicht perfekt, aber immerhin bekannt in der Community.

Anders ist es natürlich, wenn ich in einem Spielbericht über einen Ersteindruck schreibe. Viele Spiele benötigen etwas Zeit und vielleicht habe ich bei der ersten Partie auch noch nicht so richtig verstanden, was mir das Spiel sagen möchte, oder worin der besondere Spielreiz liegt. Hier gilt es für mich offenzubleiben und die eigene Meinung auch noch einmal anzupassen.