Home BG2GETHER Satire darf alles – aber gilt das auch für Brettspiele?

Satire darf alles – aber gilt das auch für Brettspiele?

von Johannes
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Über BG2GETHER

#BG2GETHER ist eine monatliche Aktion, bei der sich unterschiedliche Medienschaffende  aus ihren individuellen Blickrichtungen einer gemeinsamen Frage nähern. Die Aktion wurde von den Kolleg*innen von Brett & Pad und Spielstil ins Leben gerufen.

Es gibt Brettspiele mit unangenehmen Themen und solche, die noch einen großen Schritt weitergehen.

Benötigt das Brettspiel eine Beschränkung in der Thematik um für dich als Spiel zu gelten? Wann ist die Grenze überschritten? Oder darf Brettspiel alles?

Meine Meinung

Selten habe ich mich mit der Beantwortung einer Frage so schwergetan, wie mit dieser und ich fühle mich ein wenig an die SZ-Kolumne „Die Gewissensfrage“ erinnert – nur, dass ich nicht Dr. Dr. Rainer Erlinger bin und wenig Übung in der Beantwortung besonders kniffliger Sachverhalte habe.

Rein rechtlich ist die Sache klar: Solange das Thema des Brettspiels nicht gegen die Gesetze verstößt, darf es natürlich auch hergestellt werden. Zwei neue Fragen stellen sich dann aber:

  1. Findet es Abnehmer?
  2. Würde ich es spielen wollen?

Frage Nummer 1 ist leicht zu beantworten. In einer Zeit, in der es auf den eingängigen Chinaportalen wirklich alles gibt, was man sich mit ausreichend schlechtem Geschmack nur vorstellen kann, gehe ich davon aus, dass jedes noch so abwegige Thema seine Anhänger findet. Meine Annahme wird weiterhin anhand des letzten Besuchs auf der Spiel! gestärkt, denn auch dort war einiges nicht massentaugliches zu sehen.

Was mich zu meiner 2. Frage bringt. Für mich gibt es Themen, die ich nicht spielen würde. So zum Beispiel möchte ich nicht das Gefühl haben, dass mich ein Spiel von religiösen Ideologien überzeugen möchte. Der neue Titel Ierusalem: Anno Domini, der demnächst bei Strohmann Games erscheinen wird, ist so ein Fall. Zwar mag das Thema während des Spiels sekundär sein, allerdings ist die Anleitung gespickt mit Bibelreferenzen und die Autorin schreibt auf ihrer BGG-Seite, dass sie gerne Jesus den Menschen näherbringen möchte („and also get to know a little more about the man who changed history forever“). Es ist also ein Thema, was mit meinem eigenen Wertesystem bricht. Dafür stehe ich beispielsweise Horrorthemen und brutalen Spielen wesentlich offener gegenüber, als das andere Personen sein könnten. Dies aber nur so lange, wie im Grauen keine systematische Ausgrenzung bestimmter Gruppen stattfindet. Insbesondere der Rassist Lovecraft ist hier mit Vorsicht zu genießen.

Auch Kriegssimulationen, die auf echte Ereignisse zurückgreifen, sind für mich nicht spielbar. Egal wie gut das Thema aufbereitet ist, ich glaube, dass wir den Geschehnissen und deren Aufbereitung niemals gerecht werden. Interessanter finde an der Stelle tatsächlich Spiele wie This War of Mine, in der man Zivilist*innen spielt, die in einer Kriegssituation leben – mit all den grausamen Facetten. Das regt mich viel mehr zum Nachdenken an, als es das Hin- und Herschieben von Panzern auf einer Landkarte könnte. Ich muss mich an dieser Stelle direkt bei allen Cosim-Fans entschuldigen, denn diese Beschreibung war plakativ und nicht wirklich zutreffend. Aber es ist eben auch eine sehr persönliche Perspektive, die ich hier transportieren möchte.

Ist mein Ausschlusskriterium für Themen jetzt ein wenig scheinheilig? Bestimmt! Letztendlich ist die Frage nämlich eine des Geschmacks und ginge es nach mir, so wäre die Hitstar Schlager-Edition niemals auf den Markt gekommen. Aber auch das scheinen einige Personen zu mögen. Und Spiele sind es alles.

Weitere Teilnehmer*innen

Neben mir haben die folgenden Medienschaffenden die heutige #BG2GETHER-Frage beantwortet – guckt doch mal rein!

3 Kommentare

Ein Maulkorb für Brettspiele – Ethisch frei? #BG2GETHER 29. März 2024 - 09:01

[…] Brettspielgilde Brettspielministerium Brettspiel-Pott […]

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50 Clues – 3×3 macht viele Coderätsel, aber auch Immersion 6. April 2024 - 08:31

[…] kann das Spiel eigentlich nur abbrechen. Das ist hart, aber erlaubt (siehe auch die Kolumne „Satire darf alles – aber gilt das auch für Brettspiele?“) und das Spiel, welches dieses Spiel hier mit meinen Gefühlen treibt, machte das […]

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