Übersicht
Das heutige Dossier ist etwas kürzer als gewohnt. Zwar ist die Weihnachtszeit nicht friedvoller als sonst, aber die Erinnerungen an die Krimi-Runde DIE RÜCKKEHR DES DR. DANGER sind frisch. Und wann könnten Spiele mit weihnachtlichem Thema (WEIHNACHTEN IN GEFAHR und der EXIT ADVENTSKALENDER) aktueller sein als zu den Feiertagen?
Dieses Mal habe ich die vorgestellten Spiele jeweils zu zweit mit meiner Frau gespielt. In diesem Dossier werden folgende Spiele besprochen:
DIE RÜCKKEHR DES DR. DANGER (KRIMI TOTAL)
- Erschienen bei KRIMI TOTAL
- Autor: Björn Lippold
Ich hatte neulich schon einmal erwähnt, dass wir eine feste Gruppe für Krimidinner haben. Das KRIMI TOTAL hatten wir dabei, obwohl es wohl der älteste Anbieter auf dem Markt ist, bislang ausgelassen. Dieser Fauxpas ist wohl der Größe meiner Gruppe geschuldet: Mit fünf bis sechs Personen (drei Paaren) bewege ich mich unter der Zielgröße vieler KRIMI TOTAL-Spiele, die oft für größere Runden konzipiert sind.
Aber genug der Ausreden. Bei DIE RÜCKKEHR DES DR. DANGER wird es kriminell. Die geheime Verbrecherorganisation GIGA hat mit Intrigen zu kämpfen, denen auch DR. DANGER selbst zum Opfer fällt. Beim Krisentreffen, das den Rahmen für das Geschehen steckt, taucht er dennoch auf. Zeit aufzuklären, wer hinter dem Vulkanausbruch steckt und ob es wirklich DR. DANGER ist, der da mit am Tisch sitzt.
Die Vorbereitung gestaltete sich mühsam. Materialien sind auf der Website nur nach einer Registrierung zugänglich, wobei das digitale Portfolio lückenhaft ist. Menüvorschläge habe ich zum Beispiel vermisst. Vielleicht ist die Beschreibung auf der Website auch nur nicht korrekt. Ein „[KRIMIDINNER FÜR 5 bis 6 PERSONEN]“, ist die RÜCKKEHR DES DR. DANGER aus meiner Sicht jedenfalls nicht. Mehr ein Krimispiel für Gruppen. Schon die Rundenstruktur widerspricht der Logik eines Dinners: Wo Mitbewerber meist in drei Akten (Vorspeise, Hauptgang, Dessert) gliedern, beinhaltet dieser Fall sieben Runden. Und bei diesen gab es weder inhaltlich noch strukturell etwas zum Beißen.
Ohne Menüvorschläge entschieden wir uns für (vegane) Burger sowie typisch amerikanische Vor- und Nachspeisen. Das passte auch, aber ich mag es eigentlich etwas auszuprobieren, auf das ich sonst nicht gekommen wäre.
Als nächstes wollte ich die Partyplanner-App benutzen, um die Freunde stilecht einzuladen. Nur lief diese auf meinem Smartphone (Pixel 9 mit Android 16) gar nicht, weil das App-Menü von meinem Telefonmenü überdeckt wurde. Auf den anderen Geräten im Haushalt war es auch nicht besser und ich gab frustriert auf. Analoge Behelfslösungen mussten die technische Lücke füllen. Dass zudem weder eine Playlist noch gedruckte Namensschilder beiliegen (letzteres kann ich aber auf der Website herunterladen), wirkt ebenso antiquiert wie der Verzicht auf eine zeitgemäße, geschlechtergerechte Sprache. Frauen werden in der Anleitung nicht einmal „mitgemeint“.
Inhaltlich wird in diesem Abenteuer die Tür in die Welt der Superverbrecher aufgestoßen. Superverbrecher und -helden zählen normalerweise nicht zu meinen Kerninteressen. Trotzdem ließ ich mich auf das Abenteuer ein und war dann überrascht, wie gut dieser thematische Rahmen funktioniert. Die unterschiedlichen Charaktere luden dazu sein, ihre Eigenheiten sehr stark, fast comichaft, auszuspielen. Entsprechend komische Situationen erlebten wir auch am Tisch. Das freie Spiel wurde vom Spielsystem gut unterstützt. Während andere Krimidinner auf vorzulesende Dialoge setzen, gibt es nur überblicksartige Informationen für die Protagonist*innen, die aber ausreichend sind, um die Story zügig voranzutreiben. Gelegentlich kam es dazu, dass dabei andere Charaktere früher mehr Informationen über den eigenen Charakter hatten als ich selbst. Dann war Spontaneität bei den Ausreden gesorgt. Genau wie in den Fällen, in denen nicht ganz klar war, wie wichtig Kleinigkeiten doch sind. Es empfiehlt sich genau zu lesen.
Schwung brachte auch die Gerüchterunde, bei der jede*r ein zufälliges Gerücht erhielt. Dieses galt es ebenfalls unter die Leute zu bringen.
Tja und dann war das Spiel nach 2,5 inklusive der Essenspausen auch schon wieder zu Ende und konnte mit einer Auflösung beendet werden. Anders als bei anderen Spielen steht hierfür weder ein Audio-File noch ein Video bereit. Ein*e Spieler*in muss es vorlesen. Der Text ist aber, wie alle Storyteile, insgesamt hervorragend und stimmig geschrieben.
Was die Gesamtbewertung dieses KRIMI TOTAL-Krimidinners angeht, bin ich ein wenig ambivalent. Von den vielen Dinner, die ich bislang gespielt habe, hatte es wohl die schmalste Ausstattung. Keine Dinner-Vorschläge, keine Playlists, Namensschilder nur zum Selbstausdrucken, keine echte Dinner-Struktur. Auch die Dialoge mussten wir uns selbst erarbeiten. Auf der anderen Seite empfand ich die Story als sehr gelungen und einladend zum Freispiel und wir hatten erneut viel Spaß an diesem Abend, für den das Spiel im Endeffekt nur einen groben Rahmen bot. Für spielfreudige Gruppen ist es deshalb aus meiner Sicht gut geeignet.
TATORT MEER – WEIHNACHTEN IN GEFAHR (PLANET A und DENKRIESEN)
- Erschienen bei PLANET A und DENKRIESEN
- Autor*innen: Dorothee Hufer, Jonas Hufer
Die Spiele des noch jungen Verlags PLANET A habe ich erst auf der SPIEL kennengelernt. Die beiden Vanlifer Dorothee und Jonas sind mit ihrem Hund Martini seit 2020 in ganz Europa unterwegs und finanzieren ihr Leben mit der Entwicklung von Spielen, die mittlerweile auch über DENKRIESEN vertrieben werden. Die Themen Nachhaltigkeit und Meer spielen in ihren Fällen oft eine Rolle. So auch beim Titel WEIHNACHTEN IN GEFAHR, den ich am vierten Advent mit meiner Frau gespielt habe.
Das Spiel kommt als klassische Fallakte daher. Materialien wie Zeitungen, Fotos, Flyer und hübsch gestaltete Bierdeckel bilden das haptische Fundament. Die digitale Anbindung via QR-Codes ist stimmig und funktional; die Immersion bleibt gewahrt. Und, da es direkt auf dem Beiblatt steht, kann ich es erwähnen: Es gibt eine Telefonnummer zum Anrufen. Hier hätte ich lieber auf den expliziten Hinweis verzichtet, um den Überraschungsmoment für unerfahrene Gruppen nicht zu zerstören. Profis haben so etwas schon x-fach erlebt.
Thematisch dreht sich alles um eine Weihnachtsfeier auf der „Vogelinsel“, zu der die örtliche Brauerei eingeladen hat. Dank eines professionellen Sprechers wird die Stimmung von Beginn an hervorragend eingefangen. Trotz des winterlichen Settings bleibt der Fall aus meiner Sicht ganzjährig spielbar; der Fokus auf das Fest ist präsent, aber nicht erdrückend. Innerhalb der Story sind die Figuren glaubhaft herausgearbeitet, ohne stereotyp zu werden. Bei der Tiefe der Charakterisierungen gibt es leichte Unterschiede. Die Informationen reichen jedoch aus, um den Fall zu lösen und die Immersion nicht zu zerstören.
Die Auflösung, genau wie das Hilfesystem, findet sich auf einer Website. Drei Fragen müssen beantwortet werden, deren Antworten sich hinter Akkordeons (aufklappbare Website-Felder) verbergen. Punkte oder Ähnliches gibt es nicht. Dafür spricht der Erzähler aus dem Intro auch hier zum Abschluss einen kurzen Text.
Vom Spielniveau her richtet sich der Fall eher an Einsteiger des Genres. Innovationen habe ich nicht bekommen, doch das Weihnachtspaket ist handwerklich gut geschnürt.
EXIT ADVENTSKALENDER 2025: DER ZAUBER VON WEIHNACHTEN (KOSMOS)
- Erschienen bei KOSMOS
- Autor*innen: Emely Brand, Inka Brand, Markus Brand
Alle Jahre wieder kommt bei uns nicht nur das Christuskind, sondern seit 2020 auch der EXIT – ADVENTSKALENDER. Macht bis jetzt 24 x 5, also schon 120 Rätsel. Dazu kommen die ganzen EXIT-Boxen. Man könnte meinen, dass den BRANDs so langsam mal die Ideen ausgehen. Tun sie aber nicht. Im Gegenteil. Vielleicht gilt hier aber ja auch der besondere Dank an EMILY, die ebenfalls am diesjährigen Kalender mitgewirkt hat. Und dieser war hervorragend. Für diejenigen, die das System nicht kennen: Ein EXIT-Fall wird auf 24 Türchen und damit 24 kleine Rätsel aufgeteilt. Begleitet werden diese von einer Rahmenhandlung, die auf Kalenderblättern abgelesen werden kann. Natürlich muss ich den Kalender nicht täglich spielen, tue ich das aber nicht, dann wird die herrlich abgedrehte Geschichte irgendwann recht textlastig, denn die Texte nehmen teilweise mehr Zeit in Anspruch, als die Rätsel.
Diese sind allesamt auf EXIT-Einsteiger*innenniveau, bestechen für mich vor allem durch ihren Abwechslungsreichtum. Mal wird auf Karten gerätselt, mal auf dem Storyblatt und mal in und um die Schachtel. Alle Elemente, die sich auch sonst bei EXIT-Spielen finden, gibt es auch hier.
Ein Rätsel hat nicht richtig geklappt und eine Hilfe mussten wir nachschlagen, sonst war es aber „fast reibungslos“. Letzteres verstehen diejenigen, die den Kalender schon gelöst haben, sicherlich anders.
Fazit: Meinem Empfinden nach war dieser Kalender noch einmal eine Steigerung gegenüber den Vorjahren. Nach den Feiertagen ist vor den Feiertagen und unsere Vorfreude auf den nächsten Kalender ist jetzt schon geweckt.
Transparenzhinweis
Für diese Rezension standen mir mit Ausnahme des EXIT-Adventskalenders, den ich selbst bezahlt habe, kostenfreie Rezensionsexemplare zur Verfügung, die mir ohne Auflagen von den Verlagen übermittelt worden sind. Für die stilistischen Überarbeitungsschritte sowie das Lektorat kamen nach der Erstellung der Rohfassung KI-Tools zum Einsatz. Die Rezensionen, ihre Argumentationen und alle Bewertungen sind eigenständig verfasst.