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POPSTARS IN NOT – Familien(krimi)dinner

von Johannes

Einladung: Krimi und Dinner?

Seit einiger Zeit pflegen wir eine schöne Tradition: Alle sechs bis acht Wochen treffen wir uns mit zwei befreundeten Paaren zum Krimidinner. Jedes Paar bereitet einen Gang vor, und wir schlüpfen stilecht verkleidet in unsere Rollen. Unsere Kinder mussten bislang entweder früh ins Bett oder durften fernsehen. Schließlich sind die Geschichten eines klassischen Krimidinners selten kindgerecht.

Doch ihr Interesse an den geheimnisvollen Abenden wuchs, und so freuten wir uns sehr, als wir auf der SPIEL 2025 am Stand von PARAMETER B ein Krimidinner entdeckten, das sich gezielt an Familien und erwachsene Einsteiger*innen richtet (und bereits 2023 erschienen ist): POPSTARS IN NOT.

Den Tisch decken

Wie bei anderen Krimidinner-Systemen ist die Bandbreite an Mechanismen groß. Gemeinsam ist allen Formaten, dass ein Verbrechen aufgeklärt werden muss. Jede Person übernimmt eine Rolle, und am Ende stimmt die Gruppe ab, wer Täter*in ist. Die Täter*innenrolle erfordert dabei besonderes Geschick im Verbergen der eigenen Schuld. Manchmal ist dies einfach, wenn die Täter*innen erst zum Schluss von ihrer eigenen Schuld erfahren. In anderen Fällen – wie hier – geschieht es aber bereits zu Beginn des Rollenhefts.

Auch die Spieler*innenführung variiert: Mal werden ganze Dialoge vorgelesen, mal steht freies Rollenspiel im Vordergrund. POPSTARS IN NOT lässt dabei viel Raum zur Entfaltung. Für die drei Kapitel ist vorgegeben, was erzählt werden soll, nicht jedoch wie. Geheimnisse und mögliche Reaktionen sind klar beschrieben. Das unterstützt sowohl erfahrene als auch unerfahrene Spieler*innen.

Als besonders empfinde ich es, dass potenziell schwierige Wörter unterstrichen und kindgerecht erklärt werden. Das steigert die Zugänglichkeit enorm, zumal die Rollenhefte geheim bleiben – auch vor den Eltern.

Für die Familienvariante liegt zudem ein „Roter Faden“ bei, der als Spielleitfaden durch die Geschichte führt. In ihm sind auch Fragen für jedes der drei Kapitel formuliert, die die Spieler*innen beantworten können sollten, bevor es weitergeht.

Wichtig ist bei einem Krimidinner natürlich auch das Essen.

Der Verlag schlägt auf seiner Website ein passendes Band-Catering vor, das Mini-Pizza oder Feta-Blätterteigstangen vorsieht. Andere Varianten nutzen Mehrgänge-Menüs, die die Kapitel begleiten. Normalerweise bilden die Verlagsvorschläge die Basis für unsere Verköstigung. Das haben wir dieses Mal nicht gemacht, weil wir uns stärker am Geschmack der Kinder orientieren wollten. Bei der Recherche ist mir aber aufgefallen, dass PARAMETER-B zu den meisten Fleischgerichten auch vegetarische Alternativen vorschlägt. Da die befreundeten Paare, mit denen wir sonst spielen, allesamt vegan leben, ist mir dies wichtig.

Was mir allerdings fehlte, war eine Playlist mit stimmungsvoller Musik. Das ist ein Element, das sonst fast selbstverständlich dazugehört.

Wie es uns geschmeckt hat

Dabei wäre Musik von den FREAKING FRUITS, das ist die Band, deren Mitglieder wir spielen, im Hintergrund sicherlich ein Highlight gewesen. Statt einer Playlist gibt es jedoch hochwertig produzierte Audioeinspieler, die Atmosphäre schaffen und sogar kurze Musikelemente enthalten.

Thematisch geht es also um eine Popband. Diese möchte in einer Fernsehshow neuen Ruhm erlangen, bei der aber eine Person aus der Band herausgewählt werden soll. Kurz vor der Abstimmung bricht die Frontsängerin Juice zusammen und eine*r von uns muss damit etwas zu tun haben.

Ähnlich fruchtig wie Juice sind auch die Namen der anderen Bandmitglieder: Berry, Cherry, Pear, Peach, Dragon und Coco. Witzig, aber sehr verwechselungsanfällig. Da halten auch die Tischkärtchen in Form von Autogrammkarten nichts. Zum Glück sind die Charaktere gut differenziert beschrieben, was für unsere Runde – insbesondere für die Kinder – sehr motivierend war.

Meine achtjährige Tochter, die einen Charakter spielte, der etwas clownesk war und Streiche spielte, ging vollkommen in ihrer Rolle auf. Sie genoss es, im Mittelpunkt zu stehen, und trug die Handlung lebhaft mit.

Zu bestimmten Zeitpunkten kommen zusätzlich zu den Charakterinformationen Hinweise ins Spiel. Auch dies ist hervorragend gelöst, denn welcher der Hinweise der richtige ist, muss erst mittels bekannter Lieder, die eigens für dieses Spiel produziert worden sind, entschlüsselt werden. Auch hier hatten wir viel Spaß beim gemeinsamen Raten.

Der eigentliche Deduktionsteil, der sich über Hinweise und die verschiedenen Charakterbeschreibungen ergibt, war dann für meine Kinder allerdings noch etwas zu schwer. Das Spiel ist offiziell ab 10 Jahren empfohlen. Ich würde aufgrund der Thematik (Popstars polarisiert vielleicht auch etwas) und der Notwendigkeit, Hinweise richtig zu kombinieren, sogar auf 12 tippen. Mit 8 und 11 waren meine Kinder in jedem Fall noch etwas überfordert. Allerdings war dies auch das erste Spiel in dieser Richtung für sie.

Trotzdem hatten wir (Eltern wie Kinder) großen Spaß. Die Kombination aus Story, Rollen und Musikelementen macht POPSTARS IN NOT zu einem rundum gelungenen Familienerlebnis.

Transparenzhinweis

Für diese Rezension stand mir ein kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung, welches ich ohne Auflagen vom Verlag bei der SPIEL 2025 erhalten habe.

Abschließende Bewertung des Ministeriums

„Mit POPSTARS IN NOT legt PARAMETER B ein durchdachtes, stimmungsvolles Krimidinner für Familien und Einsteiger*innen vor. Besonders überzeugen die zahlreichen Hilfen, die auch Kindern die Teilnahme ermöglichen. Meine Kinder und ich freuen uns schon, in 2–3 Jahren auch die nächsten Teile zu spielen. Diese sind nämlich erst ab 12 empfohlen.“
Johannes
Brettspielminister

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