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Zu Besuch bei den B-Rex Pressetagen 2025

von Johannes

Vorweg

Vergangenes Wochenende durfte ich an den B-REX-Pressetagen teilnehmen und bereits einen Großteil der Neuheiten der zugehörigen Verlage für diesen Jahrgang ausprobieren. Auf Instagram werden in den kommenden Tagen auch Spielberichte zu den einzelnen Titeln erscheinen; hier gebe ich zunächst meine kompakten Ersteindrücke (!) wieder.

B-REX ENTERTAINMENT ist eine Verlagsgruppe, die in Merseburg ansässig ist. Personen, die öfter mal aus Merseburg Post bekommen, dürfte dies bekannt vorkommen, denn die Geschäftsführer sind die gleichen wie bei der HAPPYSHOPS GMBH, zu der unter anderem der Spieleshop SPIELE OFFENSIVE gehört.

Ursprünglich wurde B-REX gegründet, um die Titel zu veröffentlichen, die mittels SPIELESCHMIEDE finanziert worden sind. Mittlerweile stehen neben Lokalisierungen auch Eigenentwicklungen im Programm. Zur Gruppe gehören CORAX GAMES, GIANT ROC, GRIMSPIRE, MIRAKULUS, KOBOLD SPIELEVERLAG, FUNBOT und PRIVATE GAMES (dort gab es nichts zu sehen).

Entsprechend viele Spiele lagen auf den Tischen bereit. Daneben gab es einen Raum mit Prototypen, von denen ich jedoch nicht berichten werde. Für die Veranstaltung wird seit einigen Jahren die ehemalige Wasserburg Burg Liebenau genutzt, die ein eindrucksvolles historisches Ambiente bietet. Neben Location und Spielen stellte B-REX den Pressevertreter*innen gut geschulte Spieleerklärer*innen an die Seite, sodass ich mich nicht selbst durch Anleitungen arbeiten musste. Auch für die Verpflegung wurde gesorgt. Im Folgenden gehe ich auf die Spiele ein, geordnet nach Verlag.

Corax Games

CORAX GAMES ist bekannt für eher düstere Themen, was mich persönlich sehr anspricht. Neben mehreren Solospielen waren auch einige größere Titel aufgebaut, die ich jedoch nicht alle ausprobieren konnte.

Die Solospiele ONE CARD DUNGEON und KASSETTENKERKER wirkten vielversprechend. Wäre ich Solospieler, hätte ich sie sicher getestet. Vielleicht mache ich bei KASSETTENKERKER, das Dungeon Crawling, Heavy Metal und eine Kassettenschachtel kombiniert, doch noch eine Ausnahme – wer weiß.

Gespielt habe ich aber POWER VACUUM und das gleich mehrfach, weil mir das Stichspiel gut gefiel. Thematisch und optisch erinnert es an die Sowjetunion, und ich spiele ein Haushaltsgerät, das an Strom (Siegpunkte) gelangen möchte. Die Stichmechanik ist klassisch: Die höchste Karte gewinnt, es gibt eine Trumpffarbe und Bedienzwang. Die niedrigste Karte erlaubt jedoch, auf einem Nebenbrett einen Stromfluss zu initiieren, der am Ende Energie liefert. Außerdem kann ich punktetechnisch lukrativ für alle sichtbar auf bestimmte Verteilungen am Rundenette wetten, was zu interessanten interaktiven Rangeleien und Trashtalk führt. Wirklich eine spannende Angelegenheit und für mich eine bemerkenswert gelungene, kleinere Veröffentlichung, die klassische Mechanismen clever variiert. Allerdings empfand ich es als viel besser zu viert und zu fünft. Zu zweit würde ich es nicht noch einmal spielen.

Giant Roc

GIANT ROC ist der Vielspielerverlag der Gruppe und hat entsprechend komplexere Titel im Programm.

Das erste Spiel meines Wochenendes war SKYRISE. Hier errichte ich per Bietmechanismus Gebäude auf einer Landkarte. Spielerisch erinnerte es mich etwas an NOCTURNE (KOSMOS), doch statt um Set-Collection geht es um Mehrheiten sowie um Landschaften, deren Wertungen ich selbst bestimmen kann. Das Spiel überzeugt optisch, bedarf aber weiterer Partien, um ein fundiertes Urteil zu fällen. In der Erstpartie war ich in jedem Fall ziemlich planlos.

Angelockt durch Tischpräsenz hat mich auch MARAJOARA. Die Marajoara sind ein indigenes Volk, welches durch ihre Vasenkunst bekannt ist. Die Vasen gilt es hier wieder zusammenzubauen. Dazu muss ich in meinem Zug Würfel auswählen, die dann auf meinem Tableau freie Aktionen auslösen. Der Clou ist, dass das Auswählen von Würfeln die Augenzahl auf einem anderen Würfel beeinflusst, der dann möglicherweise meinen Mitspieler*innen zur Verfügung steht, und so ergibt sich ein nettes Puzzle. Abseits davon fand ich das Spiel aber weniger spannend, weil es für meinen Geschmack auf dem eigenen Tableau deutlich zu wenig zu tun gab. Das Material wirkt aber sehr hochwertig.

Groß aufgebaut war auch das Spiel FOSSILIUM, das ich aber schon Anfang August bei der BERLINCON gespielt hatte und hier ausließ. FOSSILIUM ist eine Entwicklung von JULIA TIEMANN und CHRISTOPH WAAGE, die ich schon von ALGAE, INC. kannte. JULIA war es auch, die mir das Spiel in Berlin näherbrachte. Grob umrissen geht es darum, Fossilien auszugraben und dann in meinem Museum auszustellen. Dies lockt Besucher*innen an. Das Spiel verbindet Worker-Placement mit einer spannenden Aktionsauswahl und setzt auf positive Interaktionen. Visuell ist es allerdings recht dunkel gehalten. Andere Anwesende bemängelten daher, dass sie einzelne Teile schlecht erkennen konnte. Ich habe in Berlin nur eine halbe Partie gespielt und freue mich schon darauf, es umfassender entdecken zu können, denn diese hat mir Freude bereitet.

Für eine komplette Partie reicht es hingegen beim neuen T-Spiel namens TIANXIA. Ich bin bekennender Fan der Reihe und freute mich deshalb sehr darauf. Dieses Mal ging es nach China, wo ich mich mittels einer Mauer vor den einfallenden Mongolen schützen muss. Auch hier gibt es eine Art Worker-Placement-Mechanismus. Das Highlight für mich war aber tatsächlich die auf jede der vier Runden folgende Verteidigungsphase, bei der die Mongolen einen Teil meiner aufgebauten Engine wieder kaputtmachen, sollte die Mauer sie nicht abhalten. Mein Ersteindruck für dieses Spiel war sehr positiv und das nicht nur, weil ich gewonnen habe. Es ist nicht übermäßig kompliziert, aber natürlich gibt es wieder einiges zu beachten auf der zunächst erschlagenden Landkarte.

Grimspire

Beim Verlag GRIMSPIRE konnte ich eine Wissenslücke schließen, denn TERRORSCAPE hatte ich bislang bisher nicht spielen können. Hier bekam ich gleich die Erweiterung GRAUENVOLLE FÄULNIS mit auf den Tisch. Das One-vs-Many-Spiel erzählt die Geschichte eines Horrorfilms, in dem in unserem Fall ein Kettensägenmörder versucht, alle in einer Höhle eingeschlossenen Personen umzubringen. Ich saß auf der Seite der Opfer und musste entkommen, was uns am Ende durch einen Notruf gelang. Im Spiel sehe ich das Potenzial, viele spannende Geschichten zu erzählen. Gleichwohl bietet das Spielsystem nicht allzu viele Aktionsmöglichkeiten, sodass die Hauptattraktion das narrative Element sein dürfte. GRIMESPIRE machte bei der Veranstaltung zeitgleich bekannt, dass TERRORSCAPE II im Herbst als SPIELESCHMIEDE-Projekt anlaufen wird.

Mirakulus

Während ich TERRORSCAPE nicht mit meinen Kindern spielen würde, hatte ich am Samstag viel Spaß mit einem Entdeckungsspiel, das genau für diese Zielgruppe ist. In TORIKI spielen wir eine Gruppe von Kindern, die zusammen mit einem Professor auf einer Insel gestrandet ist. Diese gilt es mit etwas Werkzeug zu erkunden und sich dabei natürlich zu versorgen. Dieses 7-VS-WILD für Kinder Szenario erinnert spielerisch ein wenig an ein Point-and-Click Adventure und bot bei uns kindgerecht keine bösen Überraschungen. Trotzdem fesselte es ausreichend, um die Erwachsenenrunde zwei Stunden bei Laune zu halten – obwohl wir jederzeit hätten aussteigen können. Mit SHERLOCKS SPÜRNASEN hatte MIRAKULUS ja auch im vergangenen Jahrgang ein prämiertes Spiel im Angebot, und ich könnte mir vorstellen, dass es gelingt, hier in eine ähnliche Kerbe zu schlagen.

Nur angeschaut, aber nicht gespielt, habe ich das neue SIDEQUEST-Abenteuer namens DIE INSEL DER KATZEN. Die SIDEQUEST-Spiele kamen bei meiner Frau und mir ja ganz gut weg (siehe diese Rezension), und auch dieser Titel scheint mir wieder gleichwertig zu sein.

Kobold Spieleverlag

Kleinere Titel gab es für mich beim KOBOLD SPIELEVERLAG zu entdecken. Eine KREMPELKISTE oder Schublade dürften ja die meisten von uns zu Hause haben. Im gleichnamigen Tile-Placer geht es darum, gefundene Gegenstände gemäß den Vorgaben von vier Wertungskarten in vier Kisten zu verstauen. Das Spiel geht schnell von der Hand und ich würde es als gut gelungen bezeichnen, sehe aber auch kein echtes Alleinstellungsmerkmal.

Bereits im vergangenen Jahr durfte ich ein Spiel mitspielen, dessen opulentes Material das Alleinstellungsmerkmal war. Die Rede ist vom Kickstarter FOUNDATIONS OF ROME und ich habe damals nicht verstanden, warum irgendjemand sehr viel Geld für ein doch sehr simples Spieldesign ausgeben würde, so wie der Spielbesitzer es gemacht hat. Das gleiche Spiel erscheint jetzt mit weniger Material und modernerem Thema als GRUNDSTEIN VON METROPOLIS erneut. Dank meiner Vorerfahrung kam ich schnell rein und in dieser Version finde ich die Preis-Leistung jetzt auch endlich angemessen. Worum geht es also? Ich kaufe Grundstücke und baue Gebäude auf einem Plan. Dabei kann ich meinen Mitspieler*innen manchmal etwas den Plan verhageln, indem ich die besten Grundstücke wegkaufe. Das Spiel hat momentan ein BGG-Rating von 7,7 bei einem Weight von 1,97 und wird dort ab 8 Jahren empfohlen. Auf Basis meines Ersteindrucks würde ich sagen, dass das schon ganz gut hinkommt (ich wäre wohl eher bei der 7 als der 8).

Optisch viel her machte CHARCUTERIE, bei dem ich FEINE KÖSTLICHKEITEN auf einem Servierbrett drapieren muss. Ich fand die Idee gut und habe erst damit gerechnet, dass es hier um effizientes Stapeln geht, im Endeffekt ist es aber ein Set-Collection-Spiel. Dabei steht es sich sehr selbst im Weg, denn es gibt pro Runde gleich sechs verschiedene Aufgaben für sechs verschiedene Köstlichkeiten zu berücksichtigen, und diese sind sprachlich nicht gelungen. In jedem Fall hat die Gruppe viel diskutieren müssen, was jetzt die Unterschiede zwischen Gruppen, Nachbarn und Paaren sind und wie die einzelnen Begriffe verwoben werden. Oft war es auch schwierig, Brote von Käse und Dips zu unterscheiden. So ist das Spiel leider durchgefallen.

Funbot

Ich bitte um Entschuldigung, aber die Gelegenheit, eine Überleitung von „durchgefallen“ zum Titel MILCH MIT ABFÜHRMITTEL zu schreiben, konnte ich nicht entgehen lassen. Das passt auch teilweise zum Niveau von FUNBOT, wo ich mit Spielen wie WIE DIE KARNICKEL beschäftigt wurde. Bei letzterem Titel muss ich klar sagen, dass ich nicht die Zielgruppe bin. Das müssen andere Personen spielen. Bei MILCH MIT ABFÜHRMITTEL verstehe ich aber zumindest den Reiz. Als Mitbewohner*in einer WG verschwinden immer wieder meine Milchvorräte. Weil ich das nicht ertragen kann, mische ich in einzelne Milchpackungen Abführmittel ein. Dumm nur, dass meine Mitspieler*innen das Gleiche machen. In jedem Zug kann ich entweder eine Milch/Abführmittel in ein Kühlschrankfach stellen (Karte verdeckt ablegen) oder eine Reihe Milch/Abführmittel trinken. Auf den Karten sind Punkte abgedruckt, und je nachdem, wie die Differenz ausfällt, bekomme ich entsprechend Plus- oder Minuspunkte. Es handelt sich also um ein Push-Your-Luck-Spiel und macht sicherlich mit der passenden Runde Spaß.

Gleiches gilt für den Titel FLOSSEN WEG, bei dem ich Pinguinkarten sammeln muss. Dazu verwende ich meine eigenen Flossen und versuche, möglichst viele Karten mit meinen Fingern festzuhalten. Lassen alle anderen irgendwann los, weil sie neue Karten festhalten wollen, oder eine Karte aufdecken müssen, dann gehört mir die Karte, die wie bei MILCH UND ABFÜHRMITTEL positiv oder negativ sein kann. TWISTER für Finger sozusagen, und das funktionierte bei uns gut. Zumindest gab es am Tisch viel Gelächter.

Als Fan von Kartenspielen habe ich mich auch auf TOTAL VERKETTET gefreut. In dem Spiel bekomme ich zu Beginn acht Handkarten, die ich nach einem von zwei vorgegebenen Mustern ablegen muss. Entweder immer mit der gleichen Zehnerstelle (also zum Beispiel alle 20er-Karten) oder aus Kombination von Zehnern zu Einern (Beispiel: 21 -> 15 -> 56 -> 77 -> 78 und so weiter). Das klingt erst einmal toll, funktioniert aber nicht wirklich, weil eigentlich alle nur darauf warten, dass die zweite Möglichkeit durch einen Zug aktiviert wird. Anschließend hoffe ich darauf, dass meine Handkarten so günstig sind, dass ich alle auf einmal ablegen kann. 100 % Glück, keine Taktik und leider in den Momenten, in denen die Reihen gebildet werden, auch noch viel Downtime für alle. Schade!

Transparenzhinweis

Wie in der Einleitung erwähnt, bin ich zu dieser Veranstaltung ohne Auflagen von der Verlagsgruppe eingeladen worden. Eine kostenfreie Verpflegung wurde bereitgestellt, Anreise und Unterkunft habe ich aber selbst bezahlt.

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