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Wer hat Mr. Reed getötet? Ein Krimi-Brettspiel?!

von Johannes

Über das Spiel

  • Erschienen bei Hidden Games
  • Autor*innen: nicht angegeben
  • BGG-Wertung: – | Weight: – | Spieler*innenanzahl: 1-6

Einleitung

Ich liebe Brettspiele und ich mag Krimispiele. „Das Krimi-Brettspiel“ WER HAT MR. REED GETÖTET?, das HIDDEN GAMES zur SPIEL24 herausgebracht hat, verspricht beide Elemente miteinander zu verbinden. Doch gelingt dieser Spagat? In den folgenden Absätzen erfährst du, wie das Spiel funktioniert und ob es mich überzeugen konnte.

Wie und worum geht es?

„WER HAT MR. REED GETÖTET?“ ist ein Krimispiel, bei dem wir nicht lange nach der leitenden Frage suchen müssen. Diese steht nämlich schon auf der Packung. Im Wesentlichen spielt sich der Fall dabei im Jahr 1955 in der amerikanischen Kleinstadt „Havenburg“ ab, in der es neben handfesten politischen Skandalen auch Probleme mit kriminellen Strukturen gibt. Nur in einer der insgesamt sieben Episoden gibt es einen Zeitsprung zurück ins Jahr 1932, bei dem wir mehr über die relevante Vorgeschichte erfahren. Durch das etwas düstere Setting erklärt sich auch die Altersempfehlung ab 14 Jahren.

Laut Anleitung sollen die ersten beiden Episoden jeweils 45 bis 60 Minuten und die Episoden drei bis sieben 15 bis 30 Minuten dauern, was eine Gesamtspielzeit von 2h 45min bis 4h 30min ergibt. Dazu später mehr.

Im Spiel wird hauptsächlich auf Audio-Files, Ereigniskarten und eine Landkarte (= „Spielbrett“) zurückgegriffen. Zu Beginn jeder Episode muss ich deshalb die dazugehörigen Audiomarker, Ereigniskarten, Personenkarten und Puzzleteile heraussuchen. Letztere werden anschließend auf der Landkarte an passender Stelle aufgelegt, was mit kleinen visuellen Veränderungen der Stadt einhergeht. Wichtig ist es, diese Veränderungen direkt zu bemerken, weil sie für die anschließende Beantwortung der Fragen zu den jeweiligen Episoden benötigt werden. Den größten Teil der Informationen erhalte ich jedoch in Kombination der sehr kurzen Audiofiles (oft nur wenige Sekunden) und Ereigniskarten. Über das Spielmaterial hinaus muss nichts recherchiert werden.

Aufgelöst werden die einzelnen Episoden anschließend durch ein Storybook, in dem ein unbekannter Ich-Erzähler seine Gedanken schildert und ebenfalls alle Hinweise zusammenträgt.

Mein Spielerlebnis

Insgesamt hat mir der Fall WER HAT MR. REED GETÖTET? gut gefallen und ich habe die Zeit, die ich mit meiner Frau zusammen die Story konsumiert habe, genossen. Die Sprechrollen wurden allesamt sehr passend eingesprochen und die visuelle Gestaltung unterstützte die Immersion.

Die Verbindung aus dem „Spielbrett“ und den anderen Elementen passt ebenfalls gut und erinnert fast ein wenig an MicroMacro. Die Idee, dass aus dem Krimispiel deshalb aber gleich ein Brettspiel wird, halte ich aber für etwas übertrieben. Nein, WER HAT MR. REED GETÖTET? ist für mich kein Brettspiel, es ist „nur“ ein Krimispiel. Ihr werdet beim Spielen weder auf dem Plan mit anderen Dingen interagieren, noch ist er von höherer Bedeutung als die anderen Elemente. Das tut dem Spaß natürlich keinen Abbruch, ist aber wichtig für die eigene Erwartung an das Spiel und hier fühlte ich mich zunächst etwas in die Irre geleitet.

Leider konnte dieser Ersteindruck auch nicht vom weiteren Spielverlauf überlagert werden, denn das Spiel hat aus meiner Sicht einige kleinere und größere Probleme:

Dies beginnt schon mit der Anleitung, die uns eher mit Fragen als mit Antworten zurückgelassen hat. Statt en détail alles zu erklären, bekamen wir hier nur einen groben Überblick. Den Rest durften wir uns dann selbst erarbeiten. Zum Beispiel der Umstand, dass die „Puzzleteile“ aus den vorangegangenen Teilen auf dem Spielplan liegen bleiben, statt sie abzuräumen. Klar, das ergibt mit fortlaufender Geschichte auch irgendwie Sinn, beißt sich dann aber mit dem Zeitsprung zurück in Teil 6.

Auch die Farbcodierung der einzelnen Kapitel empfand ich als nicht gelungen. Die Farben heben sich nicht nur nicht ausreichend voneinander ab, sondern Schwarz taucht gleich zweimal auf. Warum der Verlag hier nicht zumindest eine Farbschraffur oder eine Symbolik (die ja auf den Karten vorhanden ist) gewählt hat, erschließt sich mir nicht.

Abseits des Materials ist das Spiel aus meiner Sicht sehr einfach. So einfach, dass selbst Einsteiger*innen in das Genre keine Probleme bei der Lösung haben sollten. Wäre das Thema nicht so erwachsen, könnte ich das Spiel wahrscheinlich auch gut mit meinen Kindern spielen. Pro Abschnitt gibt es vier bis sieben Fragen zu beantworten. Teilweise haben wir diese schon beantworten können, bevor wir das Material überhaupt näher angeguckt hatten. Und dies trotz des kleinen stilistischen Fehlers, dass bei zwei Fragen auf einmal auch Material aus den vorangegangenen Abschnitten benötigt wird, das über die beantworteten Fragen hinausgeht. Auch dies verrät die Anleitung nicht.

Durch die Einfachheit dauerte der Spielspaß bei uns dann auch nicht so lange wie angegeben. Die meiste Zeit nahm wohl ein, die beantworteten Fragen im Storybook nachzulesen. Dieses ist insgesamt schön gestaltet, auch wenn mich die vielen „handschriftlichen“ Streichungen und Einfügungen beim Lesen nach einiger Zeit doch gestört haben. Allerdings habe ich nicht so ganz verstanden, warum ich den ganzen Text lesen muss, wenn wir durchweg auf die richtigen Lösungen gekommen sind. Es fehlt hier an einem Punktesystem und der Möglichkeit, die eigenen Antworten einfach zu prüfen. Dadurch, dass die Audiofiles abgespielt werden müssen, steht für das Spiel ja ohnehin eine Website zur Verfügung. Eine Integration wäre hier wahrscheinlich ein leichtes gewesen und das Smartphone habe ich ohnehin in der Hand.

Alles in allem war dieser Fall für uns deshalb wenig überzeugend. Das Spielsystem selber hat Potenzial, müsste dafür aber sowohl inhaltlich als auch von der Stellung der einzelnen Materialien zueinander und in der redaktionellen Arbeit noch einmal deutlich reifen.

Transparenzhinweis

Für diese Rezension stand mir ein kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung, welches mir ohne Auflagen von PEGASUS SPIELE übermittelt worden ist.

Abschließende Bewertung des Ministeriums

„WER HAT MR. REED GETÖTET? bietet ein aus meiner Sicht nettes neues Spielkonzept, welches sich spielerisch ein wenig wie eine Mischung aus MicroMacro und den bewährten Hidden Games-Fällen anfühlt. Setting und Story sind stimmig. Allerdings ist das Spiel zu einfach und hat deutliche Schwächen in der redaktionellen Umsetzung. Ich würde mir wünschen, dass der Verlag das Konzept weiterverfolgt, aber für die nächste Iteration an dieser Stelle optimiert.“
Johannes
Brettspielminister

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