Home Rezensionen The Light in the Mist – eine wunderhübsche, aber knackige Herausforderung

The Light in the Mist – eine wunderhübsche, aber knackige Herausforderung

von Johannes

Über das Spiel

Vorwort

„The Light in the Mist“ habe ich bei der Messe im Jahr 2023 leider nicht mehr bekommen – zu groß war der Andrang am Stand. Umso glücklicher war ich, als mir der frechverlag auf Anfrage neulich ein Exemplar für eine Rezension zukommen ließ. Escape-Spiele gehören ja bekanntermaßen zu den favorisierten Genres meiner Frau und mir. Wenn diese dann noch eine großartige Optik haben, dann wird unvermittelt ein Kaufreflex ausgelöst. Und auf „The Light in the Mist“ trifft dies unbedingt zu. Als ausgebildeter Wissenschaftler habe ich zwar mit Esoterik und somit auch Tarot so gar nichts am Hut, die dichte bildliche Atmosphäre von Tarotkarten fand ich aber schon immer ansprechend. So sehr, dass ich sogar mal ein klassisches Tarot-Deck besaß. Einfach, weil mir die Grafik so gut gefiel.

Spielaufbau und Story

Bei „The Light in the Mist“ geht es also um Tarot. Jedes Tarotdeck besteht aus 78 Karten, die sich aus den großen Arkana und den kleinen Arkana zusammensetzen. Die Lateiner unter uns erinnern sich vielleicht (ich nicht), dass Arcanum mit Geheimnis übersetzt wird. Im Spiel sind die großen Arkana die Haupträtsel, die mithilfe der kleinen Arkana gelöst werden müssen. Hierzu werden zu jedem der großen Arkana die kleinen Arkana herausgesucht, die auf den großen Arkanen mittels eindeutigen Symbolen angegeben sind. Zudem ist mit jedem der großen Arkana im Beiheft eine kurze Einführung verknüpft, die auch schon einen ersten Anhaltspunkt für die Lösung des jeweiligen Rätsels bietet. Das erste und das letzte große Arkana bilden den Rahmen der Geschichte. Alle anderen Rätsel (große Arkana) können unabhängig voneinander gelöst und gelesen werden. Mit dem Aufdecken und Lösen jeder Arkana wird die liebevoll ausgestaltete Story vorangetrieben.

Ohne spoilern zu wollen, geht es bei der „emotionalen Geschichte“, wie es der Verlag schreibt, um „das Erwachsenwerden.“ Unsere Freundin Sam ist im sogenannten Nebelwald verschwunden und wir müssen sie retten. Auch wenn dabei sensible Themen angesprochen werden, ist die Story dabei jedoch niemals wirklich explizit, sodass das angegebene Alter von 14 Jahren angemessen ist – sofern die Mitspieler*innen Spaß am Schwierigkeitsgrad haben.  

My English is the yellow from the Egg, but I only understand Train Station

Denn von der Schwierigkeit her hat es das Spiel wirklich in sich und das Label „schwer“ auf der Verpackung ist nicht nur Dekoration. Das hängt zum einen mit der Art der Rätsel zusammen, die mal mehr und mal weniger explizit sind, aber alle damit zusammenhängen, die grafischen Elemente der Karten miteinander in Verbindung zu bringen. Logik-, Zahlen- oder Bastelrätsel, die aus anderen Escape-Spielen bekannt sind, haben wir vergeblich gesucht. Stattdessen müssen bei allen Rätseln Buchstaben entdeckt oder kombiniert werden, die dann ein Wort ergeben. Und hier liegt auch die Krux des Spiels und der zweite Faktor der Schwierigkeit. Die Protagonistin kommt nämlich aus den USA und alle Begriffe sind auf Englisch, wie auf der Verpackung zu lesen ist.

Ich verstehe die Entscheidung des Verlages, denn um das Spiel komplett einzudeutschen, wäre es erforderlich gewesen, auch alle grafischen Elemente anzupassen. So hat der Verlag die Übersetzungsleistung bei der Geschichte, der zugehörigen Website und der Regelerklärung belassen. Zeitgleich zieht das Englische aber eine zweite Schwierigkeitsebene ein. Ich kann von mir behaupten, dass mein Englisch relativ gut ist und ich es auch sehr häufig anwende, da meine Arbeitssprache in weiten Teilen Englisch ist. Dennoch kannte ich viele der zur Lösung notwendigen Vokabeln nicht. Geholfen hat mir zwar das beigelegte Glossar, aber es fühlte sich nicht an allen Stellen richtig an, wild Begriffe nachzuschlagen, beziehungsweise erst einmal das Glossar zu lesen.

Das ist aber auch das Einzige, was unsere Spielfreude nur ein kleines bisschen getrübt hat. Kamen wir nicht weiter – und das war mehr als einmal der Fall – dann hat uns das exzellente Hilfesystem weitergeholfen. Zu jeder Karte gibt es dabei eine feinstufige Hilfe mit bis zu 13 Zwischenschritten auf der Website, die immer nur so viel verrät, dass ich weiterkommen kann. Geht gar nichts mehr, dann kann ich auch die Lösung nachschlagen, die mir dann alle möglichen Begriffe des jeweiligen Arkana anzeigt. Denn auch das ist ein Teil des Spiels: Für viele der Rätsel gibt es mehrere Lösungen, die unterschiedliche Teile der Story verraten. Wir dürfen selbst entscheiden, wie viele wir davon entdecken möchten.

In Bezug auf die Zugänglichkeit des Spiels wird also eine klare Hürde gesetzt. Personen, die kein Englisch sprechen, haben es hier schwer. Aber ohnehin ist das Spiel auch abseits der Sprache eine intellektuelle Herausforderung. Schade, dass es keine einfachere Version gibt, denn das Spiel ist so wundervoll gestaltet und die Geschichte so gut gemacht, dass noch mehr Personen daran Freude haben sollten.

Transparenzhinweis

Für diese Rezension stand ein kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung, welches dem Ministerium ohne Auflagen vom Verlag übermittelt worden ist.

Abschließende Bewertung des Ministeriums

„The Light in the Mist ist aus vielerlei Sicht ein herausgehobenes Spiel. Es ist wundervoll gestaltet, durch die Story sehr immersiv, bietet großartige und abwechslungsreiche Rätsel und ist intellektuell herausfordernd. Wäre die große Hürde der englischen Sprache und der hohe Schwierigkeitsgrad nicht, so würde ich es uneingeschränkt empfehlen. So gibt es aber leichte Abzüge in der Sprachnote.“
Johannes
Brettspielminister

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1 Kommentar(e)

Im Rampenlicht: The Light in the Mist – Beeple 10. August 2024 - 08:00

[…] Brettspielministerium […]

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