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LA CUENTA – Teurer Absacker

von Johannes

Über das Spiel

Ab in die Tapas-Bar

Irgendwo in Spanien oder Deutschland: Die Runde hat bestellt, die Tapas dampfen, das Stimmengewirr liegt schwer über dem Tisch, doch irgendwann muss jemand bezahlen.

Schon die Prämisse von LA CUENTA könnte auf hiesige Spielrunden befremdlich wirken. Alle gehen gemeinsam essen und am Ende zahlt eine einzige Person. Keine getrennten Rechnungen!?

So ist es. Und am Ende verliert die Person, die als Erste bankrott ist. Alle anderen gewinnen. Hier funktioniert die Völkerverständigung dann doch wieder.

Kaum vorstellbar, aber das macht Spaß. LA CUENTA ist primär ein Glücksspiel, bei dem die Kartenhand darüber entscheidet, wer die nächste Runde übersteht. Für einen ganzen Abend trägt das nicht, doch als Absacker oder Einstieg entfaltet das Spiel zuverlässig seinen Reiz.

Bestellungen

Zu Beginn erhält jede Person einige Handkarten. Im eigenen Zug muss genau eine davon ausgespielt werden. Gelingt das nicht oder möchte ich nicht, fordere ich die Rechnung an und zahle. Das Startkapital, je nach Rundengröße etwa 1.000 Euro, wirkt großzügig. Es rinnt jedoch mit jeder neuen Bestellung spürbar zwischen den Fingern weg. Tapas oberhalb der 100-Euro-Marke, die die gefräßigen Mitspieler*innen verzehren, und zusätzlicher Wein lassen die Rechnung rasch anwachsen. Da die Tapas von Runde zu Runde teurer werden, türmt sich die Gesamtsumme ohnehin schnell auf und irgendwann verweigert die eigene Hand schlicht den Dienst.

Sonderkarten bringen zusätzliche Würze in den Ablauf. Die WC-Karte erlaubt eine kurze Flucht auf die Toilette und schützt zumindest für die Dauer der Sitzung vor der Bezahlung. Ein Geburtstagskuchen führt automatisch zur Einladung durch die Mitspieler*innen, und verbrannte Gerichte bewirken, dass die Gruppe bestimmte Tapas-Kategorien (vegetarisch, Fisch und Fleisch) künftig ablehnt. Wenn genug gegessen wurde, krönt ein Kaffee die Runde, und spätestens dann wird endgültig abgerechnet.

Servicewüste

So einfach das Regelgerüst prinzipiell auch ist, so holprig war ehrlicherweise mein Einstieg. Ich habe in den Regeln einiges überlesen, was ich auf Layout und Schriftgröße der deutschsprachigen Anleitung zurückführe. Auch die spanischsprachigen Karten tragen trotz solider Illustrationen nicht unbedingt dazu bei, sofort alles verständlich zu machen. Spieler*innenhilfen gibt es nicht. Eine Erklärrunde mit allen Sonderkarteneffekten muss es schon sein. Ich sehe das Spiel daher eher bei erfahreneren Spielegruppen. Und vielleicht nicht mit zu vielen Personen, denn irgendwann dauert es zu lange, bis jemand kein Geld mehr hat. Die angegebene Spieler*innenzahl von bis zu acht ist in jedem Fall zu viel.

Sobald die Regeln sitzen, entwickelt sich aber ein flotter Spielfluss. LA CUENTA bietet zwei sehr unterschiedliche Formen stiller Genugtuung: das Gefühl, die gesamte Runde einladen zu dürfen, und Schadenfreude, wenn es eine andere Person trifft. Und sollte noch niemand bankrott sein, zieht die Gruppe eben weiter in die nächste Bar, wo sich das Blatt gegebenenfalls wendet.

Die Rechnung, bitte - Abschließende Bewertung

„LA CUENTA ist ein leichtfüßiger, angenehm chaotischer Absacker, der aus einer ungewöhnlichen Prämisse ein kurzes und pointiertes Kartenspiel formt. Nehme ich die Regelhürde erhalte ich ein temporeiches Spiel, das Humor, Timing und ein kleines Maß an kalkuliertem Kontrollverlust verbindet. In der richtigen Runde entfaltet es genau jene Art von Genugtuung, die ein Absacker am Ende eines Spieleabends liefern soll. Getrennte Rechnungen wären zweifellos effizienter, aber deutlich weniger unterhaltsam.“
Johannes
Brettspielminister

Transparenzhinweis

Für diese Rezension stand mir ein kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung, das mir ohne Auflagen vom Verlag übermittelt wurde. Für stilistische Überarbeitungsschritte sowie das Lektorat kam nach Erstellung der Rohfassung KI-Tools zum Einsatz. Die Rezension, ihre Argumentation und alle Bewertungen sind eigenständig verfasst.

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