Über das Spiel
- Erschienen bei STROHMANN
- Autor: Cédric Millet
- BGG-Wertung: 7,6 | Weight: 2,20 | Spieler*innenanzahl: 1-99
Vor dem Spiegel
Bevor ich beginne, ein kurzer Hinweis: Dieses BEHIND ist das Rätsel-Lege-Spiel, das in diesem Jahr den französischen Spielepreis AS D’OR – JEU DE L’ANNÉE in der Kategorie INITIÉ gewonnen hat – nicht das gleichnamige Werk von 2003 von SEBASTIAN JAKOB und MICHAEL PALM. Letzterer ist erst nächstes Jahr wieder mit Gewinnen dran.
Nachdem das geklärt ist, blicke ich nun hinter den Spiegel – in eine Welt, in der Puzzleteile nicht nur Motive, sondern auch Hinweise sind.
Hinter dem Spiegel
Das Prinzip von BEHIND ist schnell erklärt, aber in der Umsetzung erstaunlich knifflig. In der Schachtel warten drei Fächer, gefüllt mit jeweils rund 60 rechteckigen Plättchen. Diese sollen zu einem Rechteck unbekannter Seitenlänge zusammengesetzt werden. Erst beim Umdrehen der Teile zeigt sich, ob das Ergebnis stimmt – wenn sich das vollständige Bild offenbart.
Im Kern ist BEHIND also ein Puzzle – aber keines, wie ich es von RAVENSBURGER kenne, bei dem die Ränder zuerst und das Motiv danach entsteht. Hier steht nicht das Suchen, sondern das Schlußfolgern im Vordergrund. Ich puzzle nicht, was zusammenpasst, sondern warum.
Im ersten Fall geht es um einen Museumsdiebstahl. Vor uns liegt das Ergebnis einer kriminalistischen Ermittlungsarbeit, die durcheinandergeraten ist. Je mehr sich aus den einzelnen Fragmenten kombinieren lässt, desto schlüssiger wird das Gesamtbild. Und am Ende, beim Umdrehen, zeigt sich: alles fügt sich zu einem logischen Ganzen.
Wem diese Beschreibung zu abstrakt ist, der kann auf der Website des Verlages einen digitalen Demo-Fall spielen.
Die drei Fälle der Box bewegen sich spielerisch auf steigendem Niveau, und ich möchte direkt festhalten: Die Aufgabe ist gar nicht so einfach, wie sie zuerst klingt. Glücklicherweise gibt es aber eine Reihe von Hilfekarten, die uns notfalls ein wenig auf die Spur bringen. Trotz Hilfesystem machten wir bei jedem der Puzzle Fehler, was den eigentlichen Spaß jedoch nicht bremste. Bei Puzzle 3 fuhren wir uns sogar komplett fest. Eine Lösung für komplett feststeckende Personen gibt es nicht. Da hilft nur Umdrehen und Prüfen.
Mit diesem Frust konnte ich aber gut leben, denn insgesamt empfand ich die Aufgaben als interessanter als beispielsweise bei den Puzzles der EXIT-Reihe. Bei diesen wird bei den Teilen, die ich ausprobiert habe, zuerst gepuzzelt und dann gerätselt.
In BEHIND verschmelzen beide Ebenen zu einer Einheit. Diese Verflechtung von Mechanik und Logik dürfte auch die Jury des AS D’OR überzeugt haben. Vielleicht spielte aber ebenso die Gestaltung eine Rolle: drei atmosphärisch unterschiedliche Szenarien – von einem Kriminalfall über ein Labor bis hin nach Ägypten. Die Illustrationen wirken stimmig und ebenso verschieden. Bei den Wissenschaftlern etwa habe ich mich an den Comicstil von JOSCHA SAUER (NICHTLUSTIG) erinnert gefühlt.
Neben dem leichten Frust, der bei Puzzle drei aufkam, hat mich allerdings noch der letzte Schritt leicht gestört. Dadurch, dass es sich nur um Pappteilchen und kein echtes Puzzle handelt, ist das Umdrehen recht mühselig. Außerdem verschieben sich die Teilchen leicht. Das ist kein Spiel, das man danach dekorativ liegen lässt oder gar an die Wand hängt. So ist BEHIND eher eine kurze Freude. STROHMANN selbst gibt pro Fall 45 bis 90 Minuten an, was je nach Ehrgeiz auch realistisch ist. Wir hatten weniger davon. Im Anschluss kann es gut weitergegeben werden, denn bei BEHIND wird nichts zerstört.
Transparenzhinweis
Für diese Rezension stand mir ein preisreduziertes Rezensionsexemplar zur Verfügung, welches mir ohne Auflagen vom Verlag übermittelt worden ist.
Abschließende Bewertung des Ministeriums