Home RezensionenAM GOLDENEN FLUSS – Ist alles Gold, was glänzt?

AM GOLDENEN FLUSS – Ist alles Gold, was glänzt?

von Johannes

Über das Spiel

Erster Eindruck zu Am Goldenen Fluss

So funktioniert Am Goldenen Fluss im Ablauf

Für wen ist Am Goldenen Fluss geeignet – und für wen nicht?

Fazit: Lohnt sich Am Goldenen Fluss wirklich?

Rokugan

Die LEGENDE DER FÜNF RINGE ist ein TCG- und Rollenspielsystem, das im legendären Reich Rokugan angesiedelt ist – durchzogen vom sogenannten Goldenen Fluss, der den anliegenden Händler*innen Reichtum beschert. Von alledem wusste ich bis zum Erscheinen von AM GOLDENEN FLUSS zugegebenermaßen nichts. Aber die Packung sah gut aus und das Spiel war 2024 sowohl für den Goldenen Geek Medium Award als auch für den Origins Awards Best Gateway Game nominiert. Grund genug, tiefer in den Fluss einzutauchen. Warum mich die Schachtel ein wenig stärker beeindruckte als das Spiel selbst, lest ihr im Folgenden.

Wie es fließt

Im Zentrum des Geschehens steht nicht der Fluss, sondern ein Würfel. Er bestimmt zwar nicht das Was, aber das Wo meiner Aktionen. Drei Möglichkeiten stehen zur Wahl: Häfen errichten, mit einem der beiden Schiffe den Fluss bereisen oder Kund*innen zufriedenstellen.

Die Schifffahrt dient in erster Linie dem Einsammeln von Waren. Ich darf so weit fahren, wie der Würfel vorgibt, und erhalte an Ort und Stelle das, was die Häfen gerade anbieten. Die Häfen sind zweigeteilt: Eigene bringen mir den vollen Ertrag, fremde immerhin einen Teil. Dafür wird auch der*die Besitzer*in beteiligt – Belohnung für gegenseitigen Handel.

Daher möchte ich möglichst schnell eigene Gebäude auf den Plan bringen. Auch die darf ich nur in den Regionen errichten, die mein Würfel vorgibt. Missfällt mir die Zahl, lässt sich das Schicksal mit göttlicher Gunst milde stimmen.

Zur Spielmitte beehrt uns der Kaiser höchstselbst, um die Fortschritte seiner Untertanen zu prüfen. Als Lohn spendet er Ressourcen für alle Gebäude, die ich auf den Plan gebracht habe.

Stehen mir durch die Schifffahrt genügend Ressourcen zur Verfügung und halte ich einen passenden Kunden auf der Hand, kann ich diesen ausspielen. Ab dann zählt er zu meinen zufriedenen Kund*innen. Sie bringen Boni im Spielverlauf und Punkte am Ende – je mehr, desto besser.

Überhaupt entscheidet sich vieles erst in der Schlusswertung. Sechs Fortschrittsleisten belohnen diejenigen, die sich am weitesten vorgearbeitet haben. Auch Aufträge mit einem typischen Wettrennen tragen ihren Teil bei. Dann ist aber auch schon alles gesagt.

Punktehandel

Was aus dieser Regelzusammenfassung schon klar wird: AM GOLDENEN FLUSS bewegt sich zwischen gehobenem Familienspiel und leichtem Kennerspiel. Die Regeln sind eingängig, gut strukturiert und die Mechanismen leicht nachvollziehbar – abgesehen vielleicht von der Besonderheit, dass der Fluss am Ende wieder von vorn beginnt. Dieser Fluss ist ein ewiger Kreislauf.

Eher wellenartig gestaltet sich auch das Spielgeschehen. Ressourcen bekommen und Ressourcen ausgeben wechseln sich stetig ab. Belohnend ist aber fast jeder Zug, denn irgendetwas fällt für mich dabei immer ab. Der Rest ist primär Glück – Glück, ob der Würfel eine brauchbare Zahl zeigt, Glück, die passenden Karten zu bekommen, und Glücksgefühle, wenn jemand meinen Hafen besucht.

Hier wird es allerdings leicht unübersichtlich. Gucke ich nicht genau hin, was meine Mitspieler*innen machen, vergesse ich schnell, mir die Belohnung für den Besuch meiner Häfen zu nehmen. Mit der Länge des Spielverlaufs verschärft sich das Problem, weil immer mehr Häfen auf dem Plan liegen. Stehen mehrere Schiffe auf einem Feld, dann verdecken sie zudem die kunstvoll angelegten Verbindungslinien, die die Felder aufspannen – und die Übersicht schwindet.

Überhaupt scheint mir das Zackenmuster der Felder mehr dem künstlerischen Zweck als der Spielbarkeit zu dienen. Das Abschätzen der Schritte bei der Fahrt ist mitunter mühsam. Gleiches gilt für die Unterscheidung der Hafenarten, die aber nur für die Zwischenziele und einige Kund*innenkarten relevant sind.

Goldene Zeiten

Ansonsten möchte ich aber die Gestaltung loben: Die eingezogenen goldenen Linien auf Spielbrett und Packung machen einiges her und fühlen sich auch so an. Das Spielbrett ist thematisch stimmig, wenn vielleicht auch minimal überladen. Das ebenfalls goldene Insert lässt mich direkt an die Verpackung einer bekannten Süßigkeit erinnern. Allerdings hätte ich eine Einpackanleitung gebraucht, denn die Anzahl an Fächern korrespondierte irgendwie nicht mit der Anzahl an Materialien. So kamen wieder Tüten zum Einsatz. 

Auch die Kartenausstattung wirkt etwas knapp bemessen: Schon in der ersten Partie gingen uns fast die Kund*innenkarten aus.

Erfahrene Spielrunden greifen ohnehin zur beiliegenden Mini-Erweiterung, die eine kleine Asymmetrie und damit ein µ mehr Tiefe bringt. Allerdings scheint mir die Balance nicht ganz ausgereift zu sein, manche Charaktere waren bei uns deutlich stärker als andere. Das schmälert den Spielspaß allerdings kaum – AM GOLDENEN FLUSS versteht sich ohnehin weniger als strategisches Schwergewicht, sondern als belohnende Unterhaltung mit sanftem Flussgefühl und etwa einer Stunde Spielzeit.

Spannung entsteht vor allem beim Wettrennen um die Zwischenziele und beim finalen Punktevergleich. Langweilig wird es dennoch nicht: Schon während des gegnerischen Zuges lässt sich mein nächster Zug planen – und konstant frage ich mich, welche Belohnung der Fluss wohl als Nächstes anspülen wird.

Transparenzhinweis

Für diese Rezension stand mir ein kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung, welches mir ohne Auflagen vom Verlag übermittelt worden ist.

Abschließende Bewertung des Ministeriums

„Auch wenn die Schachtel Gold verspricht: Spielerisch erreicht AM GOLDENEN FLUSS diesen Standard nicht vollumfänglich – es funkelt, ohne zu strahlen. Geboten wird ein solides, angenehm fließendes Spiel, das vor allem durch stimmigen Rhythmus und belohnende Mechanismen überzeugt. Leider wird es im Verlauf etwas unübersichtlich, insbesondere zu viert.“
Johannes
Brettspielminister

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