Home RezensionenZirkus, Sherlock & Dungeon: Vier aktuelle Escape-Spiele im Check

Zirkus, Sherlock & Dungeon: Vier aktuelle Escape-Spiele im Check

von Johannes

Vorwort

Escape-Spiele „angemessen“ zu rezensieren, ist stets eine Herausforderung. Zwar ließe sich ausführlich über Mechaniken schreiben, doch sind diese meist hinlänglich bekannt. Auf einzelne Rätsel oder konkrete Inhalte näher einzugehen, verbietet sich hingegen, da ich niemandem den Spielspaß nehmen möchte. Dennoch möchte ich meine Eindrücke zu den neuesten Fällen schildern. Alle vorgestellten Titel habe ich gemeinsam mit meiner Frau zu zweit gespielt, was unserer üblichen Spielkonstellation für Escape-Spiele entspricht. Wie sich die Partien in größeren Gruppen anfühlen, kann ich daher nicht beurteilen. Eine generelle Übersicht über die verschiedenen Escape-Reihen, erhaltet ihr auf dieser Seite.

Doch nun geht es los.

Deckscape – Dungeon

Auch aus der DECKSCAPE-Reihe gibt es einen neuen Fall. Das als DUNGEON benannte Abenteuer macht genau das, was auf der Box steht: Ich begebe mich als Teil einer Gruppe in einen Dungeon. Mit dabei sind – so stereotypisch, wie es eben sein kann – ein roter Krieger, eine blaue Magierin und ein grüner Bogenschütze mit Elfenohren und allerlei Monster wie Skelette und ein Drache. Immerhin ist der Krieger als Person of Color gestaltet, was ich als sehr positiv empfand.

Das Spiel bleibt der Reihe treu. Bei den Rätseln dominieren kleinere Logik- und Kombinationsaufgaben. Misslingt ein Rätsel, genügt das Umdrehen der Karte, um die Lösung zu erhalten. Ein Hilfesystem wie bei anderen Escape-Spielen gibt es bei DECKSCAPE nicht. Ich vermisse es aber auch nicht, weil alles auf ein flüssiges Erlebnis getrimmt ist. Notfalls schaffe ich ein Rätsel eben nicht. Mit 60 Karten bleibt der Ablauf kompakt.

Da ich mich aber auch „in echt“ durch den Dungeon bewege, fühlt sich dieser Fall insgesamt rund und fast ein wenig episch an. Zudem wird die Linearität durch eine Aufteilung der Wege zwischendrin durchbrochen. Auch dies ist bekannt aus älteren Fällen. Nur, dass die Aufsteller ständig aus den Standfüßen fallen, empfand ich als sehr störend. Ansonsten bekomme ich hier einen der besseren DECKSCAPE-Fälle, mit dem meine Frau und ich einen (kurzen) Abend lang Spaß hatten.

EXIT - DIE LETZTE VORSTELLUNG

Die erste Neuerung beim aktuellen EXIT-Fall entdeckte ich direkt auf der Schachtel: EMELY BRAND ist als Erstautorin mit genannt. Sie hat zwar schon an EXIT-Kids, Family und Puzzle mitgearbeitet, die „großen“ EXIT-Ausgaben stammten aber bislang allesamt aus der Feder ihrer Eltern (und natürlich RALPH QUERFURTH). In diesem fortgeschrittenen Abenteuer geht es um eine Einbruchsserie, die zeitgleich zum Gastspiel des Zirkus Spettacolo in verschiedenen Städten passierte. Der Verdacht liegt nahe, dass dies etwas miteinander zu tun haben könnte und so hat die Kriminalpolizei uns als Ermittlerteam losgeschickt, um die Zirkuswagen (seltsame Teile) zu inspizieren. Eine Decodierscheibe, Karten und diverse andere seltsame Teile liegen natürlich dabei.

Der Rest ist bekannt: Es werden noch Schere und Papier benötigt und dann geht es auch schon los.

Was für EXIT-Kenner*innen vielleicht schon aufwertend sein mag: Es muss trotz der benötigten Schere weder übermäßig viel gebastelt werden, noch gibt es Gedichte. Stattdessen bietet sich eine mannigfaltige Auswahl verschiedener Rätsel, die am Ende eine Lösung hervorzaubern. An einer Stelle musste ich die Hilfe bemühen, denn obwohl ich sicher bin, dass ich alles richtig gemacht habe, passte mein Abtrag nicht zu dem, was die Lösung vorgab. Ansonsten wirkte aber alles sehr schlüssig.

Ein kleiner Wermutstropfen: Die Verknüpfung zwischen „kriminellen Zirkusmenschen“ und Einbrüchen wirkt wie eine stereotype Reminiszenz an überzeichnete TKKG-Folgen. Zudem empfand ich die Menge an Ausschneidearbeiten als etwas überbordend.

Insgesamt dennoch ein überzeugender Fall, an dem ich viel Spaß hatte.

Unlock! Short Adventures – Der Gesang der Gischt

In DER GESANG DER GISCHT begegnen wir einer poetisch inszenierten Geschichte über einen Vogel und einen Fisch, die zueinanderfinden möchten. Die visuelle Gestaltung überzeugt durch den gelungenen Einsatz von Rot- und Blautönen, der stellenweise an die Bildsprache von DIXIT erinnert – ich finde es sehr hübsch.

Erzählt wird die Geschichte über eine Kombination aus Gedicht, Karten und – sehr typisch für UNLOCK! – der App. Ein Rätsel funktionierte nicht wie vorgesehen, sodass ich die Hilfeseite von ASMODEE bemühen musste, obwohl ich bereits auf dem richtigen Weg war beziehungsweise sogar alles richtig gemacht hatte.

Das Gedicht hätte meiner Meinung nach auch aus der Feder von Markus Brandt stammen können und hat mich nicht so abgeholt. Lag vielleicht aber auch am Thema, denn Liebesgeschichten begeistern mich in der Regel nicht so sehr.

Die Rätsel sind überwiegend geradlinig zu lösen und ich erhalte für ein fortgeschrittenes Abenteuer doch recht viel Hilfe vom Spiel. Dafür sind sie abwechslungsreich und nutzen die vom Spiel bereitgestellten Materialien gut.

Insgesamt ein solider Teil der Reihe, aber eben auch kein echtes Highlight.

Unlock! Short Adventures – Im Kopf von Sherlock Holmes

Regelrecht begeistert war ich im Vergleich zum vorher Genannten von IM KOPF VON SHERLOCK HOLMES. Bereits die Schachtel illustriert den Zugang zum „Innenleben“ des Detektivs. Zwar löst der britische Detektiv bei mir zunächst immer etwas inneren Widerstand aus, weil ich des Themas so überdrüssig bin (genau wie Alice im Wunderland…), dennoch musste ich natürlich auch das neueste UNLOCK!-Abenteuer spielen. Grundlage des Spiels ist eine gleichnamige Graphic Novel aus dem SPLITTER Verlag, deren Grafiker auch die Spielillustrationen gestaltet hat. Inhaltlich ist der Fall jedoch eigenständig.

In einem Viertel in London ist ein Mord begangen worden, den ich nur lösen kann, wenn ich mich per App direkt in den Kopf von Holmes begebe. Dort muss ich mit allen Sinnen sowie den 30 Spielkarten interagieren, um zur Lösung zu kommen. Und natürlich spielt auch Watson eine Rolle und etwas Kombinationsgabe ist gefordert.

Die Rätsel sind auch hier recht klar aufgebaut und verlangen sehr unterschiedliche Lösungsansätze. Besonders gefallen hat mir persönlich aber die stimmige Atmosphäre, die durch den Fall vermittelt wird. Die angegebenen 40 Minuten waren ausreichend, um den Fall zu lösen.

Transparenzhinweis

Für diese Rezensionen standen mir kostenfreie Rezensionsexemplare zur Verfügung, welche mir ohne Auflagen vom Verlag übermittelt worden sind.

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