Über das Spiel
- Erschienen bei Deep Print / Pegasus
- Autor: Andreas Steding
- BGG-Wertung: 7,8 | Weight: 2,50 | Spieler*innenanzahl: 2
Spielbericht
Ich bin ein echtes Nordlicht, ein gebürtiger Fischkopp. Meine Heimatstadt Stade liegt nur 50 Kilometer von Hamburg entfernt an der Elbe und war bis zum Dreißigjährigen Krieg eine Hansestadt (heute wieder, dank des Stadtmarketings).
Warum ich das erzähle? In RIVAL CITIES geht es um die Handelskonkurrenz zwischen Städten im 16. Jahrhundert. Auch Stade war zu dieser Zeit ein Konkurrent Hamburgs – wenn auch nicht in dem Maße wie das aufstrebende Fischerdorf Altona (laut Spielanleitung „allzu nah an Hamburg“), das heute zu den Außenbezirken der Hansestadt zählt.
Die Elbe ist ein Tidegewässer
In diesem Zweipersonenspiel übernehme ich die Kontrolle über das wirtschaftliche Schicksal einer der beiden Städte. Bin ich am Zug, darf ich das Tintenfass auf dem Rundlauf des Spielplans voranbewegen und die Ortsaktionskarten ausführen, zu denen ich gelange. Zwei Schritte sind dabei stets kostenlos, für weitere muss ich Ressourcen erübrigen. Zieht das Tintenfass über das Startfeld, wird eine Einkommensphase ausgelöst, in der ich auch Unterhalt zahlen muss.
Bei den Ortsaktionskarten geht es um den Erwerb von Waren oder deren Weiterverarbeitung – etwa um eine Städtepartnerschaft einzugehen, einen juristischen Prozess voranzutreiben oder Schiffe zu kaufen. Das Spiel selbst geht selten über die maximale Länge von sieben Runden hinaus. In der Regel endet es mit einem Sofortsieg einer Stadt – etwa wenn sie drei Schiffe mehr besitzt als die andere, den dritten Prozess gewinnt, alle vier Bündnisse eingeht oder maximales Ansehen erreicht.
Ganz schön viele Siegbedingungen, auf die ich achten muss – der Spielverlauf gleicht deshalb eher einem Auf und Ab mit hohem Wellengang als einer leichten Brise. Klar, die Elbe ist ein Tidegewässer und alles andere als ruhig. Und manchmal kommt das sprichwörtliche Hochwasser genau dann, wenn ich etwas übersehen habe – und das Spiel endet just in dem Moment, in dem ich endlich genügend Ressourcen für meinen Handelsplan beisammen habe.
Die Berechenbarkeit meines Gegenübers wird zusätzlich erschwert durch die gelben Spezialaktionskarten, die neben den normalen Ortsaktionskarten ins Spiel kommen. Sie werden statt oder zusätzlich gespielt – je nachdem, ob ich die benötigte Ressource habe. Und manchmal enthalten sie dann doch genau die Aktion, mit der ich nicht mehr gerechnet hätte.
Gerade dieses ständige Tauziehen um die Vorherrschaft macht für mich den Reiz des Spiels aus. Dadurch, dass die Ortskarten immer neu angeordnet werden und es auch weitere variable Elemente wie Prozesse, Schiffe und Städtepartnerschaften gibt, muss ich mich in jeder Partie neu erfinden. Das motiviert mich auch langfristig, den Titel immer wieder hervorzuholen.
Materialtechnisch kann das Spiel ebenfalls überzeugen und ist in vier kleine Boxen (leider ohne weitere Unterteilung) sinnvoll sortiert. Einzig die hölzernen Bierfässer sorgen bei jeder neuen Partie für Unmut bei meiner Frau („Die sehen wirklich nicht aus wie Bierfässer!“). Okay, und zugunsten der Lesbarkeit hätte ich wohl auch darauf verzichtet, sämtliche Kartentexte durchgängig in GROẞBUCHSTABEN zu halten. Das ist aber wirklich Meckern auf allerhöchstem Niveau. Die Städtepartnerschaftskarte Gdánsk scheint mir im Vergleich zu allen anderen Karten ebenfalls etwas zu stark zu sein.
Transparenzhinweis
Für diese Rezension stand mir ein kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung, welches mir ohne Auflagen vom Verlag übermittelt worden ist.
Abschließende Bewertung des Ministeriums
